Aus gebührendem Abstand (Argentinien/Uruguay) beobachtet der Blogger das Geschehen in den letzten Tagen vor der Stichwahl in Chile. So wie es aussieht, wird das Ergebnis sehr, sehr knapp ausfallen - aber wahrscheinlich zugunsten von Dollarmilliardär und Tausendsassa Sebastián Piñera. Trotz des (wenig enthusiastischen) Bekennntnisses von Marco Enríquez-Ominami zum Kandidaten der Concertación, Eduardo Frei. Siehe auch hier.
Wenn 20 Jahre nach dem Ende der Diktatur und zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert wieder ein rechter Kandidat die Präsidentschaftswahl gewinnt, liegt das auch und vielleicht in erster Linie an all denen, die von den Regierungen der Concertación so enttäuscht sind, dass sie einen leeren oder ungültigen Stimmzettel angeben werden (für alle, die ins Wahlregister eingetragen sind, besteht Wahlpflicht). Wir haben in den vergangenen Wochen mit mehr als einem von ihnen gesprochen, und wenn man ein wenig nachbohrt, geben die meisten zu, dass eine Regierung Frei wohl tatsächlich ein wenig sozialer, liberaler und partizipativer wäre als eine Regierung Piñera. Aber dass die regierende Koalition seit Jahren mehr mit politischen Hahnenkämpfen und Korruptionsskandälchen Schlagzeilen macht als mit der immer wieder versprochenen Verfassungsreform oder anderen Großprojekten, das wollen sie ihr irgendwie nicht verzeihen.
Manche, die aus dem marxistischen Lager stammen, sprechen leicht verschämt davon, eine rechte Regierung sei doch auch eine Chance: weil sie "die gesellschaftlichen Widersprüche verschärfen" würde. So richtig scheinen sie selbst nicht an diese These zu glauben.
(Wegen Urlaub wird das Blog in den kommenden Wochen weiter auf Sparflamme köcheln.)
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