Samstag, 27. Februar 2010

Morgengrauen

Während ich dies hier schreibe, scheint draußen die Sonne. Vögel zwitschern, beim Nachbar wird der Brennholzvorrat für den Winter abgeladen. Die Normalität ist verblüffend, wenn gleichzeitig der Fernseher läuft. Chile ist ein langes Land.

Ganz so normal ist das Leben heute aber auch nicht in Puerto Montt: An den Tankstellen stehen lange Autoschlangen. Die Menschen hamstern Benzin, man weiß ja nie. Auch das Brot ist ausverkauft. Wasser fließt nur spärlich.

Die Fakten über das schwere Erdbeben lese man hier oder anderswo. Ich erzähle nur schnell, wie wir das Beben erlebt haben:

Wir schlafen in einem Hostel in Cucao, an der wilden Westküste von Chiloé. Ein traumhaft ruhiger Ort, nur das Meer tost immer vernehmlich im Hintergrund. Dann bebt es, schwach, aber ungewöhnlich lange. Umdrehen, versuchen weiterzuschlafen. Irgenwann bebt es wieder. Hose an, draußen nachsehen. Das Licht geht nicht. Dafür schreien Leute auf der anderen Straßenseite, unten am Fluss. Autos fahren an, Scheinwerfer flackern im Dunkeln. Und die Nachricht, die letzte, die unsere Gastgeber per Telefon erreicht: starkes Erdbeben weiter nördlich. Jetzt erfasst auch uns die Panik. Was, wenn der Tsunami kommt? Eine Frau, die bei uns im Hostel wohnt, weint und fleht uns an, sie, ihren Mann und ihren Sohn mit dem Auto wegzubringen. Machen wir.

Die eigenen Kinder packen wir halb schlafend ins Auto, zu siebt verlassen wir den dunklen Ort. Ich fahre mit zusammengekniffenen Augen, meine Brille habe ich in der Eile nicht gefunden. In Chonchi, das wir erreichen, als gerade die Sonne aufgeht, weiß niemand etwas. Die Polizisten in der Wache zucken düster mit den Schultern, sie sind ebenso ahnungslos wie wir. Schließlich treffen wir einen Lastwagenfahrer an der Tankstelle, der auf Mittelwelle einen Sender aus Valparaíso empfängt. Während die Zeit vergeht, fällt die Spannung von uns etwas ab - zumindest wird es wohl erst einmal keinen Tsunami geben, nicht hier. Also zurück nach Cucao, im schönsten Morgenlicht. Gefrühstückt, bezahlt und nichts wie weg.

Unterwegs erkennt man keinerlei Schäden. Und zu Hause sind selbst die Shampooflaschen auf dem Badewannenrand stehen geblieben. Gelitten hat nur meine Brille: Ich finde sie wieder, in dem ich darauftrete.

Alles in Ordnung also - nur nicht für Millionen Menschen weiter nördlich.

PS: Ist es zynisch, an diesem Tag an das "Erdbeben in Chili" zu erinnern? Wie soeben gemeldet wird, konnten 260 Insassen des Gefängnisses von Chillán flüchten, weil eine Mauer der Anstalt zusammenbrach. Siehe Kleist.

2 Kommentare:

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