Montag, 31. März 2008

Eier und Fisch

Nicht nur verzweifelte Eltern prägen das Straßenbild im Monat März: Immer wieder stolpern verdreckte und stinkende Gestalten den Gehweg entlang und betteln um ein paar Münzen. Die beklagenswerten jungen Menschen – denn jung sind sie allesamt – wurden gerade mit dem hier üblichen Ritual von ihren Kommilitonen an einer Universität aufgenommen. Möglicherweise sind die Auswüchse des chilenischen mechoneo nicht so dramatisch wie die der französischen bizutage – entwürdigend ist es trotzdem, geteert und gefedert, mit faulen Eiern und Fisch beschmiert, mit aufgeschlitzten Hosen und ohne Schuhe auf die Straße geschubst zu werden. Deswegen gibt es auch hier eine Gegenbewegung, die das mechoneo abschaffen oder wenigstens durch zivilere Initiationsriten ersetzen möchte. Andererseits empfinden offenbar viele Opfer die Schikane als aufregendes Spiel, oder sie freuen sich schon darauf, im kommenden Jahr selbst austeilen zu dürfen.


Ihre Schuhe und die restliche Kleidung müssen sich die armen Erstsemester mit dem zurückverdienen, was sie erbetteln. Normalerweise handelt es sich um eine vorgegebene Summe, die nicht zu knapp ausfällt. Deshalb ist es geboten, nicht geizig zu sein – auch wenn man mit seiner Spende letzten Endes ein fragwürdiges und insbesondere übelriechendes Ritual unterstützt.



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