Bei uns um die Ecke hat vor ein paar Wochen ein Hallenbad aufgemacht, da geht B. jetzt zum Schwimmunterricht. Es handelt sich vielleicht nicht um das einzige, aber vermutlich um das größte überdachte Becken von Puerto Montt. Freilich darf man sich jetzt nichts Falsches vorstellen: In Deutschland werden Schwimmbäder von der öffentlichen Hand oder Großinvestoren errichtet, Planung und Bau nehmen Jahre in Anspruch. Hier dauert so etwas drei, vier Monate. Der Besitzer eines Indoor-Spielplatzes hat einfach angebaut: untenrum ein bisschen Beton und blaue Farbe, obenrum eine leichte Metallkonstruktion, verkleidet mit transparenten Kunststoffplatten. Umkleiden, Duschen, fertig.
Auf den ersten Blick sah das frisch eröffnete Schwimmbad gut aus, hell, klare Formen, das Wasser temperiert und mutmaßlich sauber. Ausreichend hygienisch dürfte es tatsächlich sein, so weit reicht mein Vertrauen in die hiesigen Behörden. Der Schwimmbetrieb dagegen ist ein Inferno, zumal jetzt im Winter. Mangels Lüftung steht der Wasserdampf schnittfest in der Halle, an den dünnen Plastikwänden kondensiert er in rauen Mengen. Überall tropft es. "Heute habe ich einen Ball an die Decke geworfen, da regnete es plötzlich", freut sich B. diebisch. Auch sonst entpuppt sich das Bad als Summe von Fehlplanungen, Baumängeln und Sparen am falschen Ort: In Ermangelung schallschluckender Elemente dröhnt der Raum schon, wenn nur eine Handvoll Kinder im Becken tobt, der Fußboden ist mit scharfkantigen Steinen ausgelegt, an denen man sich die Füße verletzt, die Sitzbänke für Eltern sind aus rohem Holz gezimmert und schimmeln in der Feuchtigkeit, in der Umkleide gibt es weder Haken noch Fächer.
Man muss sich darüber natürlich nicht aufregen, man muss nur einfach nicht mehr hingehen. Es gibt sogar eine gute Alternative, 20 Kilometer entfernt. Aber dieses Schwimmbad ist ein nettes Beispiel dafür, wie Unterentwicklung aussieht - in einem Land, das im regionalen Vergleich außerordentlich gut dasteht. Der Widerspruch zwischen erstem Anschein und fehlender Substanz hat viele Gründe - ein gesteigertes Profitinteresse des Betreibers, mangelnde Normen, Standards und Kontrollen, aber auch ungelernte (sprich: billige) Arbeitskraft.
Das europäische, zumal deutsche Auge sieht natürlich ständig solche Dinge. Falsch markierte Straßen. Häuser ohne Isolierung. Schlecht verarbeitete Installationen aller Art. Kabelwirrwarr. Metertiefe Löcher auf dem Gehweg. Undsoweiter. Man kann damit auch ganz gut leben - wenn man seine Wahrnehmung ein wenig schärft, umsichtig handelt und nie erwartet, dass alles (oder auch nur irgendetwas) perfekt ist. Und ebenso schnell, wie jemand ein Schwimmbad aus dem Boden stampft, wird hier auch ein Loch in der Straße geflickt, wenn die Lokalzeitung sich erst einmal empört und ein großes Foto abdruckt.
Weniger harmlos ist es, wenn das Leben oder die Gesundheit von Menschen auf dem Spiel stehen. Wie in Chiles öffentlichen Krankenhäusern, die zwar in den vergangenenen Jahren deutlich besser geworden sind, aber weiterhin vor allem qua Mangelwirtschaft und Improvisation funktionieren. Etwa im Krankenhaus von Talca, wo gerade aufgedeckt wurde, dass auf der neurochirurgischen Abteilung die Schädel mit einem Bohrer aus dem Baumarkt trepaniert wurden. Dagegen steckt man eine im Schwimmbad aufgeschürfte Fußsohle doch locker weg.
Auf den ersten Blick sah das frisch eröffnete Schwimmbad gut aus, hell, klare Formen, das Wasser temperiert und mutmaßlich sauber. Ausreichend hygienisch dürfte es tatsächlich sein, so weit reicht mein Vertrauen in die hiesigen Behörden. Der Schwimmbetrieb dagegen ist ein Inferno, zumal jetzt im Winter. Mangels Lüftung steht der Wasserdampf schnittfest in der Halle, an den dünnen Plastikwänden kondensiert er in rauen Mengen. Überall tropft es. "Heute habe ich einen Ball an die Decke geworfen, da regnete es plötzlich", freut sich B. diebisch. Auch sonst entpuppt sich das Bad als Summe von Fehlplanungen, Baumängeln und Sparen am falschen Ort: In Ermangelung schallschluckender Elemente dröhnt der Raum schon, wenn nur eine Handvoll Kinder im Becken tobt, der Fußboden ist mit scharfkantigen Steinen ausgelegt, an denen man sich die Füße verletzt, die Sitzbänke für Eltern sind aus rohem Holz gezimmert und schimmeln in der Feuchtigkeit, in der Umkleide gibt es weder Haken noch Fächer.
Man muss sich darüber natürlich nicht aufregen, man muss nur einfach nicht mehr hingehen. Es gibt sogar eine gute Alternative, 20 Kilometer entfernt. Aber dieses Schwimmbad ist ein nettes Beispiel dafür, wie Unterentwicklung aussieht - in einem Land, das im regionalen Vergleich außerordentlich gut dasteht. Der Widerspruch zwischen erstem Anschein und fehlender Substanz hat viele Gründe - ein gesteigertes Profitinteresse des Betreibers, mangelnde Normen, Standards und Kontrollen, aber auch ungelernte (sprich: billige) Arbeitskraft.
Das europäische, zumal deutsche Auge sieht natürlich ständig solche Dinge. Falsch markierte Straßen. Häuser ohne Isolierung. Schlecht verarbeitete Installationen aller Art. Kabelwirrwarr. Metertiefe Löcher auf dem Gehweg. Undsoweiter. Man kann damit auch ganz gut leben - wenn man seine Wahrnehmung ein wenig schärft, umsichtig handelt und nie erwartet, dass alles (oder auch nur irgendetwas) perfekt ist. Und ebenso schnell, wie jemand ein Schwimmbad aus dem Boden stampft, wird hier auch ein Loch in der Straße geflickt, wenn die Lokalzeitung sich erst einmal empört und ein großes Foto abdruckt.
Weniger harmlos ist es, wenn das Leben oder die Gesundheit von Menschen auf dem Spiel stehen. Wie in Chiles öffentlichen Krankenhäusern, die zwar in den vergangenenen Jahren deutlich besser geworden sind, aber weiterhin vor allem qua Mangelwirtschaft und Improvisation funktionieren. Etwa im Krankenhaus von Talca, wo gerade aufgedeckt wurde, dass auf der neurochirurgischen Abteilung die Schädel mit einem Bohrer aus dem Baumarkt trepaniert wurden. Dagegen steckt man eine im Schwimmbad aufgeschürfte Fußsohle doch locker weg.
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