Sonntag, 17. August 2008

Bariloche

Wir waren nebenan, in Argentinien. Dem katholischen Feiertagskalender hatten wir ein verlängertes Wochenende zu verdanken, das wir in San Carlos de Bariloche verbrachten, bzw. auf dem Hin- und Rückweg, der nicht allzu weit ausfällt, aber oben auf dem Andenpass tief verschneit und entsprechend unwegsam ist: Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich einem Auto Schneeketten angelegt.

Bariloche ist genau, wie es sich die Chilenen vorstellen, die noch nicht dort waren, und wie die, die dort waren, zu berichten wissen: reich und schön. Schön vielleicht nicht der Ort selbst, mit seiner pseudo-schweizerischen Architektur, aber fraglos die Umgebung: die im Winter tief verschneite Ostseite der Kordillere, Tannenwälder, monumentale Felsen, blaue Seen mit weißen Gischttupfern auf den Wellenkämmen. Das Wintersportgebiet Cerro Catedral mit seinen rund 40 Sesselliften und Kabinenbahnen, unzähligen Pisten und Panoramablick auf den Nahuel-Hapi-See ist auch für Nicht-Skifahrer schlicht überwältigend.

Armut sieht man in Bariloche nicht, dafür viele, sehr viele wohlhabende Touristen aus Buenos Aires, aus Chile, aus Brasilien. Auf der Geschäftsstraße Bartolomé Mitre reiht sich Boutique an Boutique und Pub und Club, und dazwischen locken die Chocolaterías, wo die Produktion von Bariloches Schokoladenindustrie angeboten wird. Es ist der zweitwichtigste lokale Wirtschaftszweig nach dem Tourismus, für den die Stadt vor hundert Jahren in diese Postkartenlandschaft gesetzt wurde.

Auch als Wahlchilene fühlt man sich wohl in Bariloche: Die Menschen sind selbstbewusster hier, aber dennoch freundlich, die Luft ist kalt und wunderbar trocken, und weil Argentinien billiges Erdgas fördert, heizt niemand mit feuchtem Brennholz. Gut sind nicht nur Ski und Rodel, sondern auch Pizza und Pasta. Unbeantwortet bleibt vor allem eine Frage: Warum fahren so viele Argentinier Autos mit dem Baujahr 70+x? Staubige, verbeulte R4s, Fiats, Peugeots und Enten rumpeln über die Straßen. Nicht ganz so rätselhaft ist ein Volksvergnügen der Barilocher, dem wir uns spontan anschlossen: An windigen Tagen (und das sind die meisten) stellt man sich mit seinem Pkw an den See, in der Nähe des Schiffsanlegers. Dann wartet man, bis sich die Wellen an der Uferkante brechen und Waschanlage spielen. Das fetzt.

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