Donnerstag, 7. August 2008

TransPacífico

Einem Schweizer Freund, der selbst lange Jahre in Chile gelebt hat, verdanke ich den Hinweis auf die "Leserreise Schönheiten Chiles", die im ICE-Bordmagazin angepriesen wird.

Die 15-tägige Reise im exklusiven Sonderzug TransPacífico führt durch eines der spannendsten Länder Südamerikas: Chile vereint landschaftliche Kontraste wie Wüsten, Vulkane, Seen und Fjorde. Acht dieser Regionen werden auf der Leserreise erkundet.

Eine tolle Sache: Man tingelt zwei Wochen durch Mittel- und Südchile, allerdings nicht immer auf Schienen, wie es das Angebot suggeriert. Die wirklich interessanten Abstecher auf der mit "ab 4.920 Euro pro Person" nicht eben billigen Reise werden meist per Bus angefahren. Das muss auch so sein, denn weit verzweigt war Chiles Schienennetz schon aufgrund der Geografie des Landes noch nie, und trotz aller Anstrengungen, die die Regierung von Ricardo Lagos (2000-2006) unternommen hat, um die Eisenbahn als Verkehrsmittel wiederzubeleben, hat diese Art der Fortbewegung nur auf wenigen, recht kurzen Streckenabschnitten in Hauptstadtnähe größere Bedeutung.

Besonders traurig ist das gerade im Fall von Puerto Montt: Hier wurde Mitte der Neunzigerjahre die traditionsreiche Zugverbindung nach Norden gekappt, der kleine Bahnhof in der Stadtmitte wich der riesigen Shopping-Mall. Unter Lagos wurde beschlossen, die Anbindung wiederherzustellen, allerdings entstand der neue "Hauptbahnhof" nicht im Stadtzentrum, sondern weit oben am Stadtrand, auf dem Gelände des Güterbahnhofs. Das hübsch moderne Gebäude aus Stahl, Holz und Glas steht heute verwaist herum, denn schon nach wenigen Monaten stellte die staatliche Eisenbahngesellschaft EFE den Betrieb auf dem südlichsten Abschnitt wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit wieder ein. Die De-Facto-Stilllegung ist Teil der Skandalgeschichte von EFE, dessen einstiger Chef heute wegen Untreuevorwürfen vor Gericht steht. Die puertomontinos und ihre nördlich angrenzenden Nachbarn sind tieftraurig über den erneuten Verlust der Eisenbahn, aber den extrem unpünktlichen und störungsanfälligen Zügen, die man in Spanien vor dem Schrottplatz gerettet hatte, trauert auch niemand nach.

Auch der Bahnhof im benachbarten Puerto Varas sieht nur noch selten einen (Güter-)Zug.

Ach ja, der "TransPacífico": Die "Leserreise im exklusiven Sonderzug" (hier das nicht weniger exklusive Prospekt des Anbieters) ist sicherlich ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst. Freilich weist schon die Binnenmajuskel darauf hin, dass das Ganze eine Idee aus dem Land von BahnCard und HafenCity ist. Kein Chilene hat vermutlich je von jenem legendären Zug gehört, der da für teuer Geld Touristen durchs Land kutschiert. Kein Zweifel, er wird fahren, auch auf "unserer" Strecke, über die sonst nur zwei- oder dreimal in der Woche ein Güterzug mit Lachsfutter rollt. Aber von Tradition, wie sie hier suggeriert wird, kann nicht die Rede sein, und schon der Name passt beim besten Willen nicht zu einer Bahn, die parallel zur Pazifikküste unterwegs ist.

Besonders "interessant" fand unser Schweizer Freund den

3. Tag: Das Programm startet mit der Besichtigung eines Weinguts (mit Weinprobe). Der TransPacífico fährt dann am frühen Abend nach Valparaíso. Abendessen und Übernachtung im Zug.

Die Fahrt von Santiago nach Valparaíso, muss man wissen, dauert auch bei gemächlichem Tempo höchstens zwei Stunden. Aber in einem stehenden Zug schläft es sich ja auch viel besser - meint jedenfalls die Deutsche Bahn.

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