Sonntag, 10. August 2008

Tage

Heute war Tag des Kindes. In Chile, Argentinien und Uruguay feiert man den von der UNO für alle Staaten empfohlenen Weltkindertag immer am zweiten Sonntag im August (in Deutschland begeht man ihn aus historischen Gründen gleich zweimal, am 1. Juni und am 20. September). Freilich reiht sich das Datum hierzulande in eine unüberschaubare Fülle von Gedenk- und Jubeltagen ein, die all den gesellschaftlichen Gruppen und Berufsständen gewidmet sind, denen wir irgendwie und irgendwann einmal Danke sagen sollten. Da gibt es den Tag des Polizisten (Día del Carabinero de Chile, 27. April), den Tag der Krankenschwester (Día de la Enfermera, 12. Mai), den Tag des Feuerwehrmanns (Día del Bombero, 30. Juni) und den Tag der Hebamme (Día de la Matrona, 31. August). Dem mit viel Tschingderassabumm begangenen Tag der Streitkräfte (Día de las Fuerzas Armadas, 19. September) folgt der weitaus dezentere Tag des Rundfunkarbeiters (Día del Trabajador Radial, 21. September). Am 16. Oktober feiern die Schüler den Tag des Lehrers (Día del Profesor) und am 1. Dezember die chronisch Kranken den des Apothekers (Día del Químico Farmacéutico). Das ist selbstverständlich nur eine Auswahl, und von den Monaten (Mai: Monat des Meeres, September: Monat des Vaterlands) wollen wir gar nicht erst anfangen.

An S.' und B.'s Schule beging man den Tag mit einem mehr oder weniger freudlos inszenierten "Trubel" in der Turnhalle.

Anliegen der UNO war es, mit dem Tag des Kindes insbesondere an die Kinderrechte zu gemahnen. In Chile - und nicht nur hier - geht es freilich in erster Linie um das Recht, sich zu amüsieren. Die Kaufhausketten hatten in den vergangenen Wochen große Sonderverkaufsflächen für Spielzeug freigeräumt, überall gab es Einladungen zu Spaßveranstaltungen. Wir wollten da nicht nachstehen und sind in Kung Fu Panda gegangen. Wegen des Kindertags war die Vormittagsvorstellung verbilligt, und mit den abgerissenen Schnipseln der Eintrittskarten wurden vor Beginn des Films ein paar Tamagotchis verlost, auf Wunsch der Multiplex-Geschäftsführung, wie der Mann an der Lostrommel etwas lustlos verkündete. Der Film war natürlich höchst unterhaltsam. Gar nicht lustig fand ich mal wieder, dass sich die Kinoleute nicht die geringste Mühe machen, ihre Trailer nach Hauptfilm und Tageszeit auszuwählen. Wenn B. heute nacht von Menschen mit blutigen Augen träumt, oder von Leichen, die unter einer Eisdecke treiben, wundert mich das nicht - demnächst läuft hier "X-Files - I want to believe" an.

Und noch was zum Kindertag: Reichlich verspätet, aber umso ausführlicher ist der "ausgezeichnete Artikel der Woche" in der spanischsprachigen Wikipedia ... über Eisbär "Knut".

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