Mittwoch, 13. August 2008

Extrem feucht

Der Winter nimmt kein Ende. Nieselregen, Sprühregen, Platzregen, Eisregen, nichts bleibt uns erspart. Es regnet Bindfäden, Hunde, Katzen, Frösche und Kröten, es schüttet aus Eimern, Kübeln, Fässern. Dass zwischendurch immer wieder die liebe Sonne scheint und hundert Regenbögen blühen lässt, ist ein schwacher Trost, wenn es um unsere Wäsche geht: die zu trocknen, bleibt ein aufwändiges Unterfangen.

Einen Wäschetrockner wollten wir uns nicht anschaffen, da schlug unser grünes Herz zu laut in der Brust. Und der Strom wird einem ja auch nicht geschenkt in Chile. Also geht der Weg zu frischer Wäsche so: Sobald es draußen aufklart, wird die Waschmaschine angeworfen. Oft reicht es, noch einmal das Spülprogramm einzustellen - dann nämlich, wenn die Wäsche bereits mehrmals durchgewaschen ist, aber immer kurz vor dem letzten Schleudern wieder die ersten Tropfen ans Fenster klatschten. Im Garten hinterm Haus wird der Inhalt der Maschine in den Wind gehängt, der hoffentlich auch noch weht. Dann heißt es, den Himmel nicht aus dem Auge zu verlieren.

Für die ökologischsten Spülgänge sorgt die Natur selbst.

Kündigt sich die nächste Niederschlagsphase an, wird die halbtrockene Wäsche hektisch eingesammelt und ins Haus gebracht. Hier darf sie in unserem zweiten ebenerdigen Raum hängen, der im Gegensatz zum Wohnzimmer nicht über einen Ofen verfügt und aufgrund der Vorliebe warmer Luft, in obere Stockwerke aufzusteigen, praktisch unheizbar ist. Im familieninternen Jargon heißt er nur "das Eiszimmer". Hier verlangsamt sich der Trocknungsprozess dramatisch, wird aber immerhin nicht ins Gegenteil verkehrt.

Kein Wäschetrockner der Welt schafft eine derart behagliche Stimmung in der Wohnung.

Am Ende der Kette steht der triumphale Einzug der Wäsche ins Wohnzimmer, wo sie auf einem mobilen Ständer oder über Stuhllehnen in der Nähe der zentralen Wärmequelle platziert wird. Besuch kann man unter diesen Umstände nicht mehr empfangen. Ungeduldig, wie ich bisweilen bin, habe ich freilich eine Technik entwickelt, die das Prozedere noch beschleunigt: "vertikales Trockenbügeln" wäre ein angemessener Begriff dafür. Es besteht darin, alle Wäschestücke nacheinander mit einer ausgefeilten Methode an bzw. um das heiße Ofenrohr zu halten, bis die Restfeuchtigkeit entwichen ist. Kragen, links, rechts, unten, Ärmel, Ärmel. Linkes Hosenbein, rechtes Hosenbein. Diese Tätigkeit hat etwas Beruhigendes, beinahe Meditatives. Brennt der Ofen mit Höchstleistung und enthält die Wäsche noch viel Wasser, ist manchmal ein leichtes Zischen zu hören. Vorsicht mit Wolle: der Geruch der angesengten Fasern ist schwer zu ertragen.

So geht das, Woche für Woche. Wir klagen nicht. Wichtig ist es, die Feuchtigkeit im Haus durch kontrollierten Durchzug wieder zu senken. Das geht natürlich nur, wenn die Luft draußen nicht auch schon wieder voller Wasser steht. Als zweckdienlich hat sich erwiesen, den Tau, der sich an den dünnen Einfachfenstern niederschlägt, regelmäßig abzuwischen, so dass erneut Kondensation an den kalten Scheiben stattfinden kann. Wo Bücher oder andere empfindliche Objekte im Haus geschützt werden müssen, hat sich die Bola Seca bewährt (s. Abb.). Weil es manchmal Lieferengpässe gibt, sind die Nachfüllpacks im Supermarkt oft schon Stunden nach Bestückung der Regale abverkauft.

Mit Zusatznutzen, weil: Beugt da Vermehrung von Milben.

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