Dienstag, 1. Juli 2008

Gerechtigkeit für Prats

Schon wieder gute Nachrichten aus einem chilenischen Gerichtssaal: Richter Alejandro Solis hat den einstigen Chef von Pinochets brutalem Geheimdienst DINA, Manuel Contreras, Anfang der Woche zu zweimal lebenslänglich verurteilt - wegen des Doppelmordes an Carlos Prats und seiner Frau 1974 in Buenos Aires. Prats war Pinochets Vorgänger als Oberbefehlshaber des Heeres und zuletzt auch Allendes Innenminister und Vizepräsident. Contreras' Schergen ermordeten ihn und seine Frau im argentinischen Exil mit einer Autobombe.

Faktisch wird das Urteil an Contreras' aktuellen Lebensumständen nicht viel ändern - er sitzt ohnehin schon seit Jahren im Gefängnis. Wegen etlicher anderer Fälle von Mord und Folter, die ihm nachgewiesen werden konnten, hätte er es auch ohne das Urteil im Fall Prats in den nächsten 70 Jahren nicht verlassen können. Und Contreras wird nächstes Jahr achtzig. Für Prats' Angehörige, für die chilenischen Menschenrechtsaktivisten und überhaupt für alle, die sich eine Aufarbeitung der Diktatur wünschen, hat die Verurteilung dennoch hohen symbolischen Wert.

Die Abgeordneten Antonio Leal und Tucapel Jiménez haben sich jetzt allerdings eine Bestrafung ausgedacht, die Contreras und seine Komplizen wahrscheinlich noch härter treffen würde als das doch recht kommode Leben im Spezialgefängnis Punta Peuco. Sie haben den Verteidigungsminister förmlich aufgefordert, den Tätern alle militärischen Dienstgrade zu entziehen. Contreras erscheint in jeder Pressemeldung immer noch als "General i. R.". Das weist zwar einerseits korrekt auf die institutionelle Einbindung der Mörder hin, aber für einen Offizier gibt es wahrscheinlich in der Tat nichts Erniedrigenderes als die Tilgung aus den Annalen der Armee.

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