Donnerstag, 17. Juli 2008

San Pedro



Vor gerade einmal 20 Jahren war San Pedro de Atacama noch ein Geheimtipp - ein echter Geheimtipp, nicht einer, den sowieso jeder kennt und weiterreicht. S. hat das Dorf aus Lehmziegelhäusern am Rande des Atacama-Salzsees noch in einem Zustand relativer Unschuld kennen gelernt. Dann kam der Tourismus mit Wucht. Heute folgt in den staubigen Straßen von San Pedro Hostel auf Tour-Anbieter und Tour-Anbieter auf Hostel, es ist ein bisschen wie in jener Asterix-Episode, in der das gallische Dorf von römischen Touristen überrannt wird und es bald nur noch "Antiquitäten"- und Fischverkäufer gibt. Gerecht ist der Vergleich aber nicht, denn in San Pedro gibt es auch Restaurants, Internetcafés und Souvenirläden, sowie dann und wann einen Waschservice für die durchgelaufenen Socken der Backpacker.

Ungerecht ist der Vergleich aber auch, weil der Tourismus San Pedro nicht völlig verunstaltet oder gar zerstört hat. Der Bienenschwarm der Reisenden summt zwar das ganze Jahr ohne Pause (im Winter dominieren die Europäer und US-Amerikaner, im Sommer die Chilenen und ihre Nachbarn), aber die Häuser bleiben niedrig und die Atmosphäre erstaunlich entspannt, fast schon verlangsamt - was natürlich auch mit den knapp 2.500 Höhenmetern zu tun haben kann, die das Dorf über dem Meeresspiegel liegt.

Fast alles, was man von San Perdro aus besichtigt, liegt freilich noch höher, insbesondere die in Südamerika einzigartigen Geysire von El Tatio, für die man sich auf 4.300 Meter wagen muss. Dazu kommt, dass die heißen Wasserfontänen (die hier oben freilich schon bei 85 Grad Celsius kochen) am aktivsten sind, wenn der Unterschied zur Umgebungstemperatur am größten ist - nämlich kurz vor Sonnenaufgang. Das bedeutet, das man die Anfahrt im Kleinbus um 4.30 Uhr beginnt, um zwei Stunden später bei 12 oder 15 Grad unter Null die ersten Sonnenstrahlen herbeizusehnen. Aber es lohnt sich. Und wenn man anschließend tausend Meter tiefer zur Belohnung in 30 Grad warmem Thermalwasser baden darf, ist sowieso alles vergessen.

Man kann problemlos eine Woche mit Ausflügen in alle Himmelsrichtungen bestreiten, denn die Wunder hören nicht auf: Vulkane, Erosionslandschaften, Schluchten in der Wüste, in denen ein Rinnsal eine Oase gedeihen lässt, Flamingos in den Lagunen des Salzsees ... Und abends sieht man sich dann im Hostel, beim Laundry Service oder im Internetcafé, wo man mal wieder tausend neue Bilder und Clips auf DVD brennen lässt.

3 Kommentare:

  1. (im Winter dominieren die Europäer und US-Amerikaner, im Sommer die Chilenen und ihre Nachbarn). Winter und Sommer aus welcher Sicht?

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  2. Habe gerade einen Bericht über den "sanften Tourismus" in San Pedro auf ARTE gesehen - sehr passend. Ansonsten hoffe ich, dass Ihr heute angemessen J.s Geburtstag gefeiert habt: happy birthday!

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