Samstag, 28. März 2009

Die im Schatten, wir im Licht

Wir waren dabei. Als die ganze Welt am Samstagabend für eine Stunde die Lichter löschte, um ein Zeichen gegen Energieverschwendung und Klimawandel zu setzen, haben wir mitgelöscht. Nun, die ganze Welt war es vielleicht nicht. Auch in unserer Straße fiel das Kerzlein, das wir entzündeten, nicht weiter auf - gegenüber gab es Kinderdisco, und die Straßenbeleuchtung brannte auch weiter. Aber ein Zeichen war es schon, irgendwie.

Wir hätten es auch nicht unbedingt gutgeheißen, wenn unser Stromversorger auf die unwahrscheinliche Idee gekommen wäre, das gleißend helle Licht der Stra­ßen­la­ternen zu auf null zu dimmen. Das kommt ohnehin öfter vor als uns lieb ist, und hat mehr mit technischen Schwierigkeiten zu tun als mit Be­wusst­seinsarbeit.

Wir schätzen das Licht, weil es Sicherheit bedeutet. Unser Viertel, nicht arm, aber auch nicht reich, umgeben keine Zäune und Mauern - und die Mauern und Zäune, die seine einzelnen Häuser umgeben, sind meist lachhaft leicht zu überwinden. Die Türen und Fenster unseres Hauses ließen sich auch von einer ungeübten Person mit sanfter Gewalt anstelle eines Schlüssels öffnen. Weil Einbrüche in Puerto Montt keine Seltenheit sind, wir aber weder Zeit noch Geld noch Lust haben, uns mit Stacheldraht zu umgeben (wie einige wenige Nachbarn), freuen wir uns über das Licht, das so penetrant durch die Ritzen der Schlafzimmerrollos scheint: Zumindest "im Schutz der Dunkelheit" macht sich keiner an unserer Wohnstatt zu schaffen. Wenn nicht wieder mal der Strom ausfällt.

In Santiago ging derweil der "Gipfel fortschrittlicher Regierungschefs" zu Ende, ei­ne von Bill Clinton 1999 ins Leben gerufene Einrichtung mit zweifelhaftem Nutz­wert. Immerhin war US-Vizepräsident Joseph Biden da (neben Gordon Brown, Lula, Rodríguez Zapatero und anderen), und man speiste in der Moneda - bei Kerzenschein. Klimaschutz kann so schön sein.

Foto: Presidencia de Chile, José Manuel de la Maza

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