Dienstag, 21. Oktober 2008

Arbeiten für Luther

Ich hatte es bereits erwähnt: Der chilenische Staat hat den evangelischen Gläu­bi­gen unter seinen Bürgern - rund 15 Prozent der Bevölkerung - einen na­tio­na­len Feiertag geschenkt, und er wird in diesem Jahr erstmals fällig. Weil der 31. Oktober ein Freitag ist, wird der feriado auch nicht nach hinten oder vorne ge­schoben, sondern fällt tatsächlich mit dem Jahrestag des Thesenanschlags von Wittenberg zusammen. Chile ist damit neben Slowenien der einzige Staat welt­weit, der die Reformation mit einem landesweiten arbeitsfreien Tag würdigt.

Die Reaktion ausgerechnet der deutschen Luther-Erben ist dabei merkwürdig verhalten. Der Cóndor zitiert Enno Haaks, den Pastor der evangelisch-lu­the­ri­schen Versöhnungsgemeinde in Santiagos Reichenviertel Las Condes. "Wir Lutheraner bräuchten eigentlich keine besondere Anerkennung", sagt Haaks, und: «Martin Luther hat während der Reformation erst einmal Feiertage ab­ge­schafft." Schließlich habe der Reformator die Ansicht "Von Arbeit stirbt kein Mensch" ver­tre­ten. In Deutschland würdige man den Reformationstag "eher still mit einem Abend­got­tes­dienst", so Haaks, dem offenbar die Anstrengungen der EKD ent­gan­gen sind, den Tag von Wittenberg neu zu positionieren - angesichts der zu­neh­men­den Popularität von Halloween.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen