Dienstag, 7. Oktober 2008

Hunde

Sie sind überall. Besser: Sie liegen überall. Es gibt kaum einen Ort, den die Stra­ßen­hun­de von Puerto Montt nicht als Ruheplatz benutzten. Vor La­den­ein­gän­gen, an Bordsteinkanten, auf Stufen, in Nischen, mitten im Weg. Ge­mes­sen an der Größe der Stadt gibt es verblüffend viele dieser Hunde. Viel­leicht ist das der Grund dafür, dass eine der aktivsten Gruppen im an zivilgesellschaftlichen Or­ga­ni­sa­tio­nen nicht gerade reichen Puerto Montt, der Verein Albergando Un Amigo, sich dem Schutz und der Sterilisierung von Straßenhunden verschrieben hat.

Genau wie die Menschen leben die Hunde von Puerto Montt in einer ausgeprägten Klassengesellschaft: Hier die Wach- und Schoßhunde, für die in den Supermärkten gigantische Batterien von Tiernahrung und -zubehör aufgebaut sind, dort die Straßenbewohner, denen manchmal irgendein gutmeinender Mensch ein paar Handvoll Trockenfutter spendiert, und die sich sonst aus dem Müllcontainer bedienen. Bisweilen scheinen sie lose mit einem Haus, einem Geschäft, einem Kiosk assoziiert. Das sind, man weiß es nicht genau, die Auf- oder Absteiger zwischen den Klassen: Hunde, die gerade den Platz an der Seite eines Menschen ergattern, oder solche, die diesen Platz verloren haben und nur noch als lästige Begleiterscheinung geduldet werden.

Friedlichere Tiere als die Straßenhunde von Puerto Montt kann man sich kaum vorstellen. Sie wissen, dass gute Führung die wichtigste Voraussetzung für ihre weitere Duldung ist. Und sie haben schon genug Schläge eingesteckt. Knurrt doch mal einer und fletscht die Zähne, gibt es ein Mittel, das erschreckend gut an­schlägt: Man bückt sich und greift zum Schein nach einem Stein. Der Hund sucht so­fort das Weite und man ahnt, warum.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen