Dienstag, 28. Oktober 2008

Wieder was gelernt

Quelle: Wikipedia

"Diese Formate machen mich verrückt", stöhnt S. beim Abheften von Ar­beits­blät­tern und anderen Materialien, "kein A4 und dann auch noch unterschiedliche Län­gen!" Ihr Problem: In Chile kursieren zwei Druckerpapier-Typen, die beide nicht dem uns bekannten DIN A4 entsprechen - eines (Format carta) ist kürzer, das an­de­re (Format oficio) länger. Was sich insbesondere beim Abheften unangenehm be­merk­bar macht.

Wie so oft eröffnet Wikipedia bei der spontanen Recherche ganz neue Per­spek­ti­ven auf solche Alltagsphänomene: Die uns so vertrauten A-Formate sind kei­nes­wegs nur in Deutschland verbreitet, sie werden fast auf der ganzen Welt ver­wen­det, hier allerdings unter der Bezeichnung ISO 216. Die internationale Norm basiert direkt auf der DIN-Norm 476 aus dem Jahr 1922 und legt ein Seitenverhältnis von 1:√2 bzw. 1:1,4142 zugrunde. Ausgedacht hatte sich das bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts Georg Christoph Lichtenberg. Es hat zur Folge, dass die Hälften eines in der Mitte durchtrennten Blatt Papiers dieses For­mats wieder die­sel­ben Sei­ten­ver­hält­nis aufweisen. Dieses Prinzip der Selbst­ähn­lich­keit er­leich­tert zum Beispiel das Verkleinern oder Vergrößern von Do­ku­men­ten auf Ko­pier­ge­räten erheblich.

Chile dagegen hält es mehr mit den USA, die sich offenbar keiner altweltlichen Norm beugen wollten und bis heute mit verschiedenen, nicht ganz so rationalen For­ma­ten operieren. Eines davon, letter, entspricht dem chilenischen carta, das läng­li­che legal übertrifft hingegen mit 356 mm das chilenische oficio (330 mm). Die oficio-Bögen sind ganz offenbar endemisch, eine schrullige nationale Eigenheit, was sie möglicherweise schon erhaltenswert macht. Andererseits, behauptet ein anderer Blogger, sparte allein die chilenische Bürokratie rund 80.000 Euro im Jahr an Materialkosten, sollte sie nur noch die kürzeren carta-Bögen verwenden. Aber benötigte man dann nicht mehr Bögen, um dieselbe Fläche zu bedrucken? Die­se Frage zu beantworten, überlasse ich hiermit gerne anderen.

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