Dienstag, 31. März 2009

Die ganz neuen Armen

Sprache verrät bekanntlich viel über das Selbstbild des Sprechers. "Links" ist die Politik der regierenden Concertación vielleicht wirklich nicht, aber sie wird auch von ihren eigenen Politikern nicht mehr "links" genannt, obwohl die Sozialistische Partei die Präsidentin stellt. Regierungspolitik in Chile ist seit längerem nur noch "progressiv", denn Fortschritt ist ja immer gut, irgendwie. Parallel dazu ver­schwindet ein anderes Schlüsselwort langsam, aber sicher aus den öffent­lichen Debatten: Es gibt keine Armen mehr. Ein Chilene ist nicht mehr pobre. Er gehört zum quintil más bajo*, lebt in riesgo social** oder bewohnt poblaciones económicamente vulnerables***. Obwohl die Wortwahl bisweilen gut gemeint ist, verschleiert sie eben auch.

Ausgerechnet am Ende der Amtszeit von Michelle Bachelet, deren Regierung den wirtschaftlichen Aufschwung der vergangenen Jahrzehnte sozial unterfüttern sollte, könnte nun ein sprunghafter Anstieg der Armut im Land stehen. Das hat freilich mit den Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise gar nichts zu tun - es ist ein statistisches Phänomen. Bloß dass eingängige Zahlen gerne an Re­gie­rungs­bilanzen kleben bleiben.

Wer in Chile arm ist und wer nicht, entscheidet die Armutsgrenze. Sie beläuft sich derzeit auf 47.099 Pesos (rund 60 Euro) pro Monat und Kopf. Dem Betrag liegt ein Warenkorb zur Befriedigung der Grundbedürfnisse zugrunde, dessen
Zusammensetzung seit zwanzig Jahren nicht mehr verändert worden ist. Weil sich die Bedürfnisse der Menschen sehr wohl mit der Zeit verändern, will das So­zial­ministerium Mideplan in diesem Jahr eine seit langem angekündigte Anpassung vornehmen. Die aber wird, soviel hat das Ministerium schon durchblicken lassen, die Armutsgrenze deutlich nach oben verschieben.

Damit verschiebt sich auch die Zahl der Armen nach oben, und zwar sprunghaft. Laut Tercera gehen Beteiligte von einer "neuen" Armutsquote zwischen 20 bis 30 Prozent aus - bei der letzten Erhebung im Jahr 2007 lag sie bei 13 Prozent. Diese Zahl ist einer der größten Erfolge der Concertación, die 1990 das Land von Pinochet mit knapp vierzig Prozent armer Bevölkerung übernahm. Die Neu­be­rechnung wäre also ein herber Rückschlag, auch wenn sie erst Anfang kom­menden Jahres veröffentlicht wird und somit keinen direkten Einfluss auf die Prä­si­dentschaftswahl im Dezember nehmen dürfte. Im Mideplan verlässt man sich außerdem darauf, dass die Cepal, die UN-Wirtschaftskommission für La­tein­ame­rika, bis dahin ihre eigene Neuberechnung der Armutsgrenze für die ge­sam­te Region vorgelegt hat - und dass Chile in diesem Kontext wieder besser dasteht.

* ärmstes Fünftel der Bevölkerung
** soziales Risiko
*** "ökonomisch verwundbare Siedlungen"


Montag, 30. März 2009

Billig zelten, edel baden

Allerlei Lehrreiches über die von uns bereiste Carretera Austral lässt sich in einem Artikel nachlesen, den ich für die Reiseseiten der taz geschrieben habe - sowie die spannende Reportage meiner Berliner Kollegin Plutonia Plarre, die uns hier besucht und hunderte Kilometer Schotter mit dem Fahrrad bezwungen hat.

Bei dieser Gelegenheit habe ich festgestellt, dass einer meiner Lieblingsorte auf der Carretera weder im Blog noch im Artikel Erwähnung gefunden hat: Puyuhuapi. Dies soll hier nachgeholt werden.

Puyuhuapi ist ein verregnetes, aber irgendwie entspanntes Dörfchen am Ende eines Fjordes. Nirgendwo in Chile sieht der Pazifik wohl weniger nach Pazifik aus als hier, viele halten die Wasserzunge für einen der unzähligen Seen in der Gegend. Gegründet wurde der Ort in den Dreißigerjahren von Migranten aus dem Sudetenland, die später mit Arbeitern aus Chiloé eine Teppichmanufaktur errichteten (hier mehr zur Geschichte). Vor den windschiefen Holzhäuschen Puyuhuapis wachsen Hortensien und Rosen, die Regale in den kleinen Läden sind DDR-mäßig leer, irgendwo steht ein Kälbchen an einem Strick und lässt sich streicheln.

Man kann in Puyuhuapi sehr günstig zelten, mehrere Familien haben ihre Grundstücke mit Duschen, Spülbecken und großen Planendächern gegen den Regen ausgestattet. Lässt man sich hier nieder, kann man den Tag mit einem schönen Kontrastprogramm bestreiten: Morgens kriecht man aus dem feuchten Zelt und frühstückt spartanisch in einem Holzverschlag, wo in einem alten Ölfass ein Feuer flackert. Dann fährt man ein paar Kilometer am Fjord entlang und setzt zu den Termas de Puyuhuapi über, einem luxuriösen Thermalbad mitten im Urwald, wo Reisegruppen für ein paar Spa-Tage vom Katamaran abgeladen werden.

Voll sind die Termas aber selten, und die Gebühr für einen Tagesaufenthalt ist im Gegensatz zu den Übernachtungspreisen absolut vertretbar. Man planscht also in den wohltemperierten Innenbecken, macht ein bisschen Spinning und lässt sich massieren, oder man taucht in eines der 40-Grad-Außenbecken unter Farnen und mit Treppe zum Meer, am besten, wenn es gerade regnet. Abends putzt man sich dann wieder im Dunkeln die Zähne und kriecht ins Zelt.

Das Allergrößte, was man bei Puyuhuapi erleben kann, ist freilich der "Hängende Gletscher" im Queulat-Nationalpark, der von hier aus ebenfalls schnell zu erreichen ist. Nach einer etwas beschwerlichen Wanderung durch den Regenwald steht man ganz klein vor dieser Wand, von der immer wieder Eisbrocken in die Tiefe krachen. Die Stücke erscheinen aus der Ferne ganz klein. Erst der Donner, der anschließend das ganze Tal erfüllt, lässt den Betrachter die wahren Dimensionen erahnen.

Nachtrag: Auf den Reiseeseiten der Tercera ist auch gerade ein Text über den Parque Nacional Queulat erschienen - natürlich nur auf Spanisch.

Samstag, 28. März 2009

Die im Schatten, wir im Licht

Wir waren dabei. Als die ganze Welt am Samstagabend für eine Stunde die Lichter löschte, um ein Zeichen gegen Energieverschwendung und Klimawandel zu setzen, haben wir mitgelöscht. Nun, die ganze Welt war es vielleicht nicht. Auch in unserer Straße fiel das Kerzlein, das wir entzündeten, nicht weiter auf - gegenüber gab es Kinderdisco, und die Straßenbeleuchtung brannte auch weiter. Aber ein Zeichen war es schon, irgendwie.

Wir hätten es auch nicht unbedingt gutgeheißen, wenn unser Stromversorger auf die unwahrscheinliche Idee gekommen wäre, das gleißend helle Licht der Stra­ßen­la­ternen zu auf null zu dimmen. Das kommt ohnehin öfter vor als uns lieb ist, und hat mehr mit technischen Schwierigkeiten zu tun als mit Be­wusst­seinsarbeit.

Wir schätzen das Licht, weil es Sicherheit bedeutet. Unser Viertel, nicht arm, aber auch nicht reich, umgeben keine Zäune und Mauern - und die Mauern und Zäune, die seine einzelnen Häuser umgeben, sind meist lachhaft leicht zu überwinden. Die Türen und Fenster unseres Hauses ließen sich auch von einer ungeübten Person mit sanfter Gewalt anstelle eines Schlüssels öffnen. Weil Einbrüche in Puerto Montt keine Seltenheit sind, wir aber weder Zeit noch Geld noch Lust haben, uns mit Stacheldraht zu umgeben (wie einige wenige Nachbarn), freuen wir uns über das Licht, das so penetrant durch die Ritzen der Schlafzimmerrollos scheint: Zumindest "im Schutz der Dunkelheit" macht sich keiner an unserer Wohnstatt zu schaffen. Wenn nicht wieder mal der Strom ausfällt.

In Santiago ging derweil der "Gipfel fortschrittlicher Regierungschefs" zu Ende, ei­ne von Bill Clinton 1999 ins Leben gerufene Einrichtung mit zweifelhaftem Nutz­wert. Immerhin war US-Vizepräsident Joseph Biden da (neben Gordon Brown, Lula, Rodríguez Zapatero und anderen), und man speiste in der Moneda - bei Kerzenschein. Klimaschutz kann so schön sein.

Foto: Presidencia de Chile, José Manuel de la Maza

Freitag, 27. März 2009

Die Clinic der Anderen

Die an anderer Stelle bereits erwähnte Zeitschrift "The Clinic" besitzt in Chile so etwas wie das Monopol auf intelligenten Humor. Der ist meist makaber, nicht selten sexistisch - freilich in alle denkbaren Richtungen -, und übertritt auch schon mal die Grenze (nein, nicht die des guten Geschmacks, die wird aus Prinzip ignoriert), an der es aufhört, witzig zu sein, etwa wenn das körperliche Leiden eines Menschen für einen Kalauer herhalten muss. Aber das sind Einzelfälle, über die man hin­weg­sehen kann bzw. muss, denn alles andere hieße, einmal pro Woche auf meh­re­re Handvoll brutal guter Pointen zu verzichten.

Viele Werbekunden hat "The Clinic" nicht, aber wenn doch einmal jemand eine An­zei­ge schaltet, versucht er oft, diese dem ironischen Kontext anzupassen. So wie jetzt das Goethe-Institut. Über dessen Werbung für Sprachkurse, die einen blonden jungen Menschen mit Pelzmütze und Kopfhörer zeigt (wie sich junge Menschen heute eben so kleiden), hatte ich zuerst schnell hinweggeblättert. Ein Fragezeichen blieb aber doch: Warum El Idioma de los otros? Sind wir Deutschen für einen Chilenen "die Anderen", möglicherweise sogar "ganz Anderen", deren Sprache es zu erlernen gilt? Erst beim zweiten Nachdenken machte es Klick: Die Anzeige ist eine Parodie auf den oskargekrönten Stasi-Film "Das Leben der Anderen", der in Santiago relativ erfolgreich in den Programmkinos lief. Deshalb auch Kachelwand und Resopaltisch.

In Deutschland gäbe es für eine derartige Verharmlosung wahrscheinlich post­wen­dend eine geharnischte Beschwerde von Hubertus Knabe, der ja schon den Film selbst als Geschichtsklitterung verurteilte. Aber Deutschland ist weit weg, und "The Clinic" gibt es da auch nicht zu kaufen.

Mittwoch, 25. März 2009

Streit im Dreieck

Wenn zwei sich streiten, leidet der Dritte: Boliviens Präsident Evo Morales erkennt in der Klage, die Peru in der vergangenen Woche vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag gegen Chile erhoben hat, den Versuch, Boliviens Anspruch auf einen Zugang zum Pazifik zu hintertreiben. Mit seiner Klage strebt Peru eine Neudefinition der maritimen Grenze zum Nachbarland Chile an. Die bestehenden Verträge betrachtet man in Lima als völkerrechtlich nicht bindend, es handelt sich nach aktueller Lesart lediglich um Fischereiabkommen.

Sollte Peru in Den Haag Recht bekommen, könnte das Land 38.000 Quadratkilometer in der bisher zu Chile gehörigen 200-Seemeilen-Zone bewirtschaften - und das ist in den fischreichen Pazifikgewässern eine ganze Menge. Der Konflikt hat eine lange und komplizierte Vor­geschichte, er geht auf den Salpeterkrieg (1879-1884) zurück, bei dem Chile die Provinz Arica und das Departement Tarapacá von Peru sowie das Departement Antofagasta von Bolivien erbeutete. Noch heute wollen peruanische Nationalisten - etwa Ollanta Humalas PNP - den Anspruch auf die verlorenen Territorien nicht aufgeben, und in Bolivien ist die Forderung nach einem Zugang zum Pazifik sowieso Religion.

Die genaue Argumentation der Klageschrift ist noch nicht bekannt, aber chilenische wie bolivianische Rechtsexperten gehen davon aus, dass der peruanische Schachzug Boliviens Chancen konterkariert, einen Korridor zum Meer an der peruanisch-chilenischen Grenze zu erhalten. Ein Thema, das unter den Regierungen Morales/Bachelet immerhin auf der zwischenstaatlichen Agenda steht. In Lima wird das gar nicht gern gesehen - schließlich entstünde so eine Pufferzone zwischen Peru und seinen ehemaligen Gebieten.




"Ich hoffe sehr, dass die Klage um die Seegrenze nicht dazu dienen soll, unsere historische Forderung auf einen souveränen Zugang zum Meer zu behindern", sagte Morales am Montag bei den Feierlichkeiten zum "Tag des Meeres" in La Paz. Der Präsident sprach auch von "internen Fak­toren", die zur Verzögerung des Themas betrügen, und zitierte aus dem Bericht einer chilenischen Journalistin. Ihr hatten Vertreter der rechten Opposition Boliviens anvertraut, man müsse eine schnelle Lösung des Meer-Problems hintertreiben. Denn sollte der Konflikt in Morales' Amtszeit gelöst werden, würden ihn die dankbaren Bolivianer für alle Ewigkeit im Amt bestätigen.

Freitag, 20. März 2009

14.000 Jahre Puerto Montt

Viel zu sehen ist hier nicht: Monte Verde (Foto: El Llanquihue)

Puerto Montt ist eine junge Stadt, so jung, dass schon hundertjährige Gebäude die Aura der Antike umweht. Umso besser, dass ein Ort ganz in der Nähe die fehlende Geschichtsträchtigkeit locker kompensiert: In Monte Verde wollen Archäologen bei Grabungen in den Achtzigerjahren die allerältesten Zeugnisse menschlicher Siedlungstätigkeit auf dem amerikanischen Doppelkontinent gefunden haben - mit geschätzten 14.000 Jahren noch deutlich älter noch als die der Clovis-Kultur in New Mexico.

Von so viel Bedeutsamkeit spürt man in Monte Verde selbst bislang nichts. An den Ufern des Chinchihuapi-Flüsschens gibt es, dem Ortsnamen entsprechend, hauptsächlich grüne Hügel sowie Kühe und Bäume zu sehen. Seit langem hegt die Stadt Pläne, hier ein standesgemäßes Museum zu errichten, das auch Touristen anziehen könnte. Das aber ging bislang nicht, weil sich das Gelände in Privatbesitz befindet und der chilenische Staat solche Projekte nur kofinanziert, wenn die betreffenden Objekte der öffentlichen Hand gehören.

Deshalb hat sich sich die regionale Denkmalbehörde bei der nationalen Denkmalbehörde dafür eingesetzt, Monte Verde in staatliches Eigentum umzuwandeln - mit Erfolg. Am Mittwoch beschloss der Consejo de Monumentos Nacionales einstimmig die Enteignung. Pikantes Detail: Der größte Teil der Hügellandschaft gehört Carlos Ignacio Kuschel, einem Politiker der rechten Opposition mit Sitz im Oberhaus des chilenischen Kongresses. Der empfindet das natürlich als "Ohrfeige" und Ausdruck der Kapitalfeindlichkeit der sozialdemokratischen Regierung. Außerdem habe er, so Kuschel, immer schon selbst ein Museum bauen wollen. Jetzt kann er sich freilich überlegen, ob er die Entschädigungszahlung für sein Land gleich ins Projekt Monte Verde reinvestiert.

Mittwoch, 18. März 2009

Good cop, bad cop

In Puerto Montt sitzen seit ein paar Tagen drei Polizisten in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft prüft eine Anklage gegen die carabineros wegen der Entführung eines Jugendlichen, offenbar haben sich die Hinweise verdichtet. Die mutmaßlichen Täter beteuern ihre Unschuld, wurden allerdings bereits aus dem Polizeidienst entlassen.

Es geht um das Verschwinden eines 17-Jährigen - im September 2005. José Gerardo Huenante war nach Zeugenaussagen in der Nacht mit anderen Jugendlichen um die Häuser gezogen, hatte Alkohol getrunken und auch ein bisschen randaliert. Andere wollen dann gesehen haben, wie er von Polizeioffizieren geschlagen und zu einem Dienstfahrzeug geschleift wurde. Jedenfalls verliert sich anschließend die Spur des ehemaligen Heimkinds, das zuletzt bei Verwandten in Puerto Montt lebte.

Die Staatsanwaltschaft sieht offenbar als gesichert an, dass die drei Polizisten in der betreffenden Nacht am Tatort waren, später die Kilometeranzeige ihres Wagens manipulierten und die Zahl der vorläufig Festgenommen in ihrem Dienstbuch von "2" auf "1" änderten. Erst jetzt, mehr als drei Jahre danach, sollen auf Antrag des Staatsanwalts hin ein Lokaltermin stattfinden und der inzwischen an einen privaten Besitzer übergegangene Dienstwagen kriminaltechnisch untersucht werden.

Unabhängig davon, ob sich der Verdacht erhärtet, verweisen die Ereignisse mal wieder auf den janusköpfigen Charakter der militärisch organisierten Polizei, die einerseits laut Umfragen als eine der glaubwürdigsten Institutionen des Landes gilt, andererseits aber mit großer Brutalität agiert. Einerseits rühmen sich die carabineros, als einzige in Südamerika absolut unbestechlich zu sein (und erklären Ausländern auf ihrer Webseite, dass, wer es trotzdem versucht, mit "umgehendem Freiheitsentzug" rechnen muss), andererseits gehört es zu unseren unangenehmsten Alltagssituationen, mal wieder mit dem Auto in eine Routinekontrolle zu geraten. Zwar belassen es die Polizisten immer bei einem strengen Hinweis auf die gerade begangene Regelverletzung (Abblendlicht am Tag nicht eingeschaltet, Beifahrer nicht angeschnallt, Führerschein zu Hause vergessen usw.), aber es bleibt das ungute Gefühl, dass die Kulanz ganz schnell ein Ende hat, wenn man nicht recht beflissen und gehorsam tut. Und wenn ich die Chilenen en gros für freundliche Menschen halte, muss ich die carabineros davon expizit ausnehmen: Einen der ihren lächeln zu sehen, wäre schon fast eine Pressemeldung wert.

Nicht zuletzt war die Polizei in der Diktatur ein willfähriger Handlanger Pinochets, und auch wenn die allermeisten Kapitalverbrechen von Mitgliedern der Streitkräfte begangen wurden, blieb auch die olivgrüne Weste der carabineros nicht unbefleckt. Beim Fall Huenante fällt einem intuitiv der Caso Degollados ein: 1985 verschleppten Mitglieder des polizeilichen Geheimdienstes Dicomcar drei Kommunisten, folterten sie und ließen sie einen Tag später am Rande einer Straße zurück - enthauptet. Immerhin sorgte der Fall damals für eine solche Empörung, dass die direkten Verantwortlichen ermittelt und zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Die Dicomcar wurde aufgelöst, und Juntamitglied César Mendoza, der Polizeichef, musste zurücktreten.


Sonntag, 15. März 2009

Absolut scharf



Immer wieder schön: zu entdecken, dass Chile längst nicht komplett in der globalen Modernität angekommen ist, auch wenn das beim Pendeln zwischen Wohnpark und Hypermarkt bisweilen so scheint. Aber dann trifft man irgendwo auf den Scherenschleifer, der mit seinem kombinierten Schiebe-Schwung-Rad alles vom Küchenmesser bis zur Machete schärft, und kann sich gar nicht satt sehen an so viel - ja was eigentlich? Echtheit?


Donnerstag, 12. März 2009

Spätsommerlicht

Mittwoch, 11. März 2009

Michelles Dritter

Am Mittwoch hat Präsidentin Michelle Bachelet den dritten Jahrestag ihrer Amtsübernahme gefeiert. Drei Jahre mit dir - mehr Schutz, mehr Gleichheit, mehr Entwicklung lautete das Motto, und Bachelet nutzte die Gelegenheit, um ein paar der 30.000 Laptops zu überreichen, die in diesen Tagen an Schüler mit armen Eltern, aber guten Noten verteilt werden. Diese Maßnahme hatte sie zwar schon vor fast einem Jahr angekündigt, aber natürlich wird sie ihr jetzt als Wahlgeschenk angerechnet, denn im Dezember suchen die Chilenen einen Nachfolger für den Moneda-Palast aus. Erwartungsgemäß gespalten fällt dann auch die Beurteilung einer einmaligen Zulage aus, die im diesjährigen Horrormonat März an arme Haushalte gezahlt wird. Auch im Angesicht der globalen Krise sollen die 50 Euro pro Kopf den Konsum ankurbeln.

Interessanterweise genießt Bachelet laut jüngsten Umfragen wieder so viel Zustimmung wie zu Beginn ihrer Amtszeit. Von ihrem Kabinett und dessen Performance kann man das nicht behaupten, sie werden weiterhin von allen Seiten als planlos, dilettantisch und beratungsresistent gebrandmarkt. Die Popularität der Präsidentin braucht die Opposition wenig zu jucken, denn Bachelet wird ohnehin nicht zur Wiederwahl stehen. Trotzdem lässt man keine Gelegenheit aus, die erste Frau in der Moneda als "einfach nur nett" zu karikieren. "Sie wirkt so sympathisch, wie eine Hausfrau aus der Nachbarschaft", hat der Vorsitzende der rechten Renovación Nacional über sie gesagt, ein mehr als vergiftetes und sexistisches Lob, aber ein bisschen stimmt es schon, wenn man sich das folgende Video ansieht.












Vielleicht sollte Bachelet auch einmal ihr Outfit erneuern. Als Ver­tei­di­gungs­ministerin unter ihrem Amtsvorgänger Ricardo Lagos durfte sie noch die Hosen anhaben, jetzt trägt sie nur noch muttihafte Kostüme. Die sie zu allem Über­fluss dazu zwingen, im eigenen Präsidentinnensessel mit zu­sam­men­ge­press­ten Beinen zu kauern wie eine Besucherin. Emanzipation hört eben im Klei­der­schrank nicht auf.

Dienstag, 10. März 2009

Lob des Lächelns

Der Berliner Senat hat, wie ich lese, im Rahmen der Hauptstadtkampagne "be berlin" eine "Freundlichkeitsoffensive" losgetreten. Unter dem Motto "Herz & Schnauze" sollen jetzt Bus- und Taxifahrer, Polizisten und Schrippenverkäufer "noch" liebenswürdiger auftreten, was sich in zufriedeneren Touristen und somit letztlich ökonomisch niederschlagen soll.

Liest man etwa Leserkommentare im Berliner Tagesspiegel, stößt man schnell auf Sätze wie diese:

Lieber bleibe ich mürrisch und echt, als mit falscher Freundlichkeit eine Grinsmaske aufzusetzen. Die "sogenannten" freundlichen Menschen sind sowieso meistens unehrlich und haben was zu verbergen.

Oder:

Mir persönlich ist das Berliner "hart aber herzlich" weitaus lieber als das verlogene Dauerschleimgrinsen à la USA oder der berühmte "Wiener Schmäh". Wenn ich jemanden mag, zeige ich ihm das auch, sollte ich jemanden nicht mögen, darf er das auch merken.

Eine Kollegin aus dem eigenen Heimat-Medium hält derartige Kampagnen aus einem anderen Grund für überflüssig: "Die berühmten Mecker-Berliner scheinen eine aussterbende Spezies zu sein." Das kann sie nicht wirklich ernst meinen.

Nach einem Jahr Amerika (hier: Chile) fragt man sich nämlich schon, was einen geritten hat, die höchst reale Berliner Arschigkeit nicht nur zu tolerieren, sondern mit ganz ähnlichen Argumenten wie den oben zitierten zu rechtfertigen. Mag sein, dass Wendefrust, Hartz vier, Gentrifizierungsdruck und Krise, was auch immer, die Bereitschaft vieler Hauptstädter zu zivilisierter Kommunikation in den vergangenen Jahren immer mehr geschmälert haben. Eine Entschuldigung ist das nicht, ebensowenig wie die Tatsache, dass es um die Freundlichkeit in der deutschen Provinz auch nicht zum Besten bestellt ist.

In Puerto Montt betrete ich derweil mal wieder die Schreibwarenhandlung. Was ich suche, ist nicht auf Lager, aber statt "Hamwa nich" legt die alte Frau am Einpacktresen, mutmaßlich die Ladenbesitzerin, den Kopf zu Seite und flötet: "Nein, mein Schatz, tut mir wirklich leid." Solcher Überschwang mag meinem blonden Haar geschuldet sein, er entspricht auch nicht dem Normalfall. Aber sich eine freche Abfuhr oder auch nur missmutige Blicke einzuhandeln, dazu gehört schon etwas. Man ist hier mehr leise als laut, hilfsbereit im Rahmen des Möglichen und gibt ein Lächeln fast immer zurück. Das kann einem den Tag versüßen. Mit "Dauerschleimgrinsen" hat es nichts zu tun.

Möglicherweise habe ich das Motto "hart statt herzlich" wie viele andere für einen Ausweis von Urbanität gehalten. Als ob die Stadt als komplexe Form des Zusammenlebens nicht von intelligenten, weil geschmeidigen Umgangsformen profitieren würde. Wer am Gegenteil festhält, male sich einmal aus, man übertrüge das Prinzip "ich mag dich nicht, und das darfst du auch gerne merken" auf den eigenen Arbeitsplatz. Na gut, mancherorts mag das auch dort schon gelten.

PS: Dass die "Freundlichkeitsoffensive" irgendeine Wirkung zeigen wird, darf getrost bezweifelt werden.

Montag, 9. März 2009

Contreras entdeckt die Menschenrechte

Zynismus oder späte Einsicht? Manuel Contreras, der zu mehreren hundert Jahren Haftstrafe verurteilte Geheimdienstchef Pinochets, legt beim In­ter­amerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte (CIDH) Beschwerde ein. Wie am Samstag bekannt wurde, wird Contreras' Anwalt 25 Fälle präsentieren, in denen die Menschenrechte seines Mandanten mutmaßlich verletzt wurden - von der Einmischung von Regierungsvertretern in die Gerichtsbarkeit bis hin zur Tatsache, dass man den einstigen DINA-Chef in mehreren Fällen wegen Entführung verurteilt habe, die Opfer aber nie aufgetaucht seien. Genau diese Konstruktion der "permanenten Entführung" in den Fällen von Verschwundenen gab Richtern in den Neunzigerjahren erst die Möglichkeit, das von Pinochet erlassene Amnestiegesetz zu umgehen.

"Es war höchste Zeit, dass Contreras mitbekommt, dass die Menschenrechte existieren, nachdem er sie selbst jahrelang systematisch verletzt hat", kom­men­tierte Regierungssprecher Francisco Vidal die Ankündigung. "Chile kann stolz darauf sein, dass der Chef der Geheimpolizei der Diktatur noch 333 Jahre absitzen muss."

Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte mit Sitz in der costaricanischen Hauptstadt San José kommt vom 27. bis zum 30. April in Santiago de Chile zusammen. Mit Contreras hat das allerdings nichts zu tun, es entspricht nur der Gepflogenheit, von Zeit zu Zeit an wechselnden Orten zu tagen. Verhandelt werden Ende April auch keine chilenischen Fälle, sondern die Frauenmorde in Ciudad Juárez (Mexiko) und extralegale Hinrichtungen in Brasilien. Den Vorsitz der siebenköpfigen Kammer hat zurzeit die chilenische Richterin Cecilia Medina.

Freitag, 6. März 2009

Shopping und Stoizismus

Der ganz normale Wahnsinn findet in Chile meist beim Einkauf statt. Etwa so:

Diese Woche ist die Milch besonders günstig. Lleve cuatro, pague tres - für drei gekaufte Tetrapaks gibt's ein viertes gratis dazu. Mit 20 Pack stehe ich in der Kassenschlange. Links und rechts stehen auch ganz viele Leute. Und warten. Das Gesetz, dass die eigene Schlange grundsätzlich am langsamsten vorankommt, ist in Chile außer Kraft gesetzt: Hier sind alle Schlangen am langsamsten.

Nach einer Viertelstunde gewinne ich den Eindruck, dass meine Schlange vielleicht doch noch einen Tick langsamer ist als die anderen, auch wenn das den Regeln der Logik widerspricht. Anscheinend klappt etwas nicht bei der Scheckzahlung. Die Kassiererin hat das SOS-Blinklicht betätigt, aber die Kontrolleurin ist gerade anderweitig beschäftigt. Alle Beteiligten warten stoisch, keiner regt sich auf. Nach 20 Minuten wird es mir zu bunt, ich frage nach, fast schon ein Spur zu aggressiv. Tja, das kann noch dauern, sagt die Kassiererin, es gibt ein Problem mit der Dicom. Die Dicom ist die chilenische Schufa, eine Bonitäts-Auskunftei, mit der viele Chilenen auf du und du sind, denn die private Verschuldung ist angesichts der allgegenwärtigen Kundenkredite exorbitant hoch.


Aber ich wollte jetzt eigentlich nur bezahlen, und zwar in bar. Ich schere aus und stelle mich zwei Kassen weiter an, wo gerade etwas Bewegung entstanden ist. Bald ist das Paar vor mir dran, ordentlich gekleidete Leute um die fünfzig, die anscheinend gerade für die ganze Woche eingekauft haben. Vielleicht auch für zwei. Der Wagen ist randvoll mit Lebensmitteln, aber der Scanner funktioniert ausnahmsweise tadellos, der Junge an den Tüten kommt kaum hinterher mit dem Einpacken. Als die Kassiererin den Preis nennt, ist der Kassenbon (den mitzunehmen oberste Kundenpflicht ist) locker einen Meter lang.

Und dann schlägt die Dicom wieder zu. Kein Scheck, keine Karte erkennt das System als gedeckt, auch nicht nach mehrmaligen Versuchen diverser Angestellter. Als die Kassiererin den Stornoknopf drückt, warte ich schon eine gute halbe Stunde. Die Kasse druckt alle Artikel noch einmal mit Minuszeichen aus, dann wird der Zwei-Meter-Bon zusammengerollt und verstaut, das Paar zieht von dannen, um den Wagen kümert sich eine Aushilfe. Und doch ist kein einziges lautes Wort gefallen, weder von den Beteiligten, noch von anderen Wartenden. Erstaunlich.

Bei mir geht es dann ganz schnell. Bargeld ist eine großartige Erfindung.

Donnerstag, 5. März 2009

Baustopp

Krise, Krise, Krise, das böse Wort ist überall und längst auch in Chile angekommen. Auch hier fallen Börsenkurse und Renditen, schrumpfen Nachfrage und Produktion, verkommen die Rohstoffpreise. Nur die Angst vor Arbeitslosigkeit und Armut wächst.

Dabei ist Chile im regionalen Vergleich nicht schlecht aufgestellt, findet z. B. Osvaldo Kacef von der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika, der Cepal, die ihren Sitz in Santiago hat. "Chile ist auf die Krise besser vorbereitet als andere Staaten, weil es mit staatlichen Ausgaben sehr zurückhaltend war. Gewinne aus dem Kupferexport wurden angespart, weshalb jetzt Mittel zur Verfügung stehen, die bei Bedarf in die Wirtschaft eingespeist werden können." Und Chiles Finanzstaatssekretärin María Olivia Recart fügt hinzu: "Wir haben angesichts der internationalen Krise unsere Hausaufgaben gemacht und können beachtliche Stärken vorweisen: regulierte Bank-, Pensions- und Aktienmärkte sowie eine Staatsverschuldung in Höhe von 3,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts - fast die niedrigste in der Geschichte des Landes."

Geld ist also noch da. Tatsächlich haben der anhaltend hohe Kupferpreis und eine Haushaltsüberschuss-Politik in den vergangenen Jahren eine Devisenreserve von 26 Milliarden US-Dollar angehäuft. Jetzt liegt das Kupfer wie, nun ja, Blei in den Regalen, und laut dem monatlichen Index Imacec ist die wirtschaftliche Aktivität im Januar um 1,4 Prozent geschrumpft - so viel wie seit der Asienkrise im Jahr 1999 nicht mehr. Präsidentin Michelle Bachelet hat bereits angekündigt, ein vier Milliarden Dollar schweres Konjunkturprogramm aufzulegen, um einem allzu starken Anstieg der Arbeitslosigkeit vorzubeugen. Die Zentralbank sekundiert ihr, indem sie gerade zum dritten Mal innerhalb von drei Monaten den Leitzins drastisch senkt.

Trotzdem ist die Krise längst unten angekommen. Ein besonders sprechendes Beispiel ist dabei Chiles größte Baustelle, auf der seit Ende Januar die Arbeit ruht. Es handelt sich um das Costanera Center des Einzelhandelsimperiums Cencosud, ein gigantisches Projekt in Santiagos Stadtteil Providencia, dessen prominentester Teil ein Hochhaus werden soll. Nicht irgendeines, sondern das höchste Lateinamerikas und, nach einem australischen Wolkenkratzer, das zweithöchste auf der Südhalbkugel. (Fragt sich, wer in einem Erdbebenland wie Chile freiwillig ein Büro im 60. Stock bezieht, aber das steht auf einem anderen Blatt.)

Quelle: Wikipedia.

Dass die Kräne sich nicht mehr drehen, bedeutet für den Bauherrn Cencosud natürlich einen gewaltigen Imageschaden. Die Holding betreibt hunderte von Supermärkten (u. a. Jumbo) Baumärkten und Kaufhäusern in Chile und Argentinien, zuletzt ist die von dem deutschen Einwanderer Horst Paulmann gegründete und geleitete Gruppe, deren Umsatz im Jahr 2007 fast 8 Milliarden Dollar betrug, nach Peru, Kolumbien und Brasilien expandiert. Das Costanera Center soll bzw. sollte dem boomenden Geschäft die Krone aufsetzen - mit dem alle Dimensionen der Stadt sprengenden Turm, einer sechs Stockwerke umfassenden Shoppingmall, zwei Hyper-Märkten und mehreren Hotels.

Dass die Welt bzw. Chile auf diese Einkaufskathedrale noch ein bisschen warten muss, ist nicht schlimm. Böse hat das Jahr freilich für die 2.800 Bauarbeiter begonnen: Einem Drittel von ihnen wurde bereits fristlos gekündigt, der Rest wartet noch.

Dienstag, 3. März 2009

Serrano tot

Böse Zungen behaupten, er sei gar nicht tot, sondern von einem deutschen U-Boot in die Antarktis abgeholt worden: Der Esoterik-Nazi Miguel Serrano, eine der skurrilsten öffentlichen Personen Chiles, ist am vergangenen Samstag im Alter von 91 Jahren gestorben.

Als Serranos Sarg am Montagmorgen die San-Pedro-Kirche in Santiago verließ, spielte man "Ich hatt' einen Kameraden", und auf dem Hauptfriedhof warteten schon faschistische Grüppchen, die ihr Idol mit "Heil Hitler"-Rufen verabschiedeten. Immerhin das Publikum in der Kirche war ein wenig seriöser gewesen, denn der einstige Karrierediplomat Serrano, der Chile in den Sechzigerjahren als Botschafter in Jugoslawien und Österreich vertrat, gilt in seiner Heimat immer noch als nicht unbedeutender Literat. Surrealistisch soll sein Frühwerk gewesen sein, heißt es, er war der Neffe des Dichters Vicente Huidobro und mit Hermann Hesse sowie Carl Gustav Jung bekannt.

Ob Serrano tatsächlich irgendwann einmal etwas Interessantes geschrieben hat, will man spätestens nach Sichtung dieses Videos, das ihn bei einer Feierstunde zu Hitlers 100. Geburtstag zeigt, nicht mehr wissen:



Serrano war nicht nur glühender Nazi und Identifikationsfigur für chilenische Ultrarechte, sondern auch definitiv durchgeknallt. Er hing der Legende an, Hitler sei nicht tot, vielmehr harre er tiefgekühlt in der Antarktis seiner Wiederkehr in einer Reichsflugscheibe. Die Araukaner bzw. Mapuche hielt Serrano derweil für Arier, weil sie aus Indien nach Patagonien gewandert seien - quer durchs Erd­innere übrigens, weil das der kürzeste Weg ist.

Sonntag, 1. März 2009

Alles Plastik

Zwar erfreut sich das Nationalgetränk der Argentinier auch und gerade im ländlichen Chile einer gewissen Beliebtheit, aber zu einer entsprechend hohen Kunst der mate-Zubereitung hat man es hierzulande nie gebracht. Sogar auf Youtube finden sich mittlerweile Unmengen filmischer Anleitungen, wie der allerbeste, ultimative Mate herzustellen sei. Umso mehr verwundert es den sporadischen Andenüberquerer, dass es ausgerechnet im Stammland der yerba mittlerweile To-go-Kits zu kaufen gibt. Mate Listo heißt das Produkt eines bekannten yerba-Herstellers - und weil ich alles Neue einmal probieren muss, habe ich mir eines mitgebracht. Hier der Testbericht.

Todo en uno heißt es auf der Verpackung. Also erstmal in seine Einzelteile zerlegen.

Hm, mal sehen, alles da, alles Plastik, bis auf die yerba und den Zucker. Sogar ein vaso entibiador liegt bei, um einen lauwarmen ersten Aufguss bereiten zu können. In der Theorie trinkt man den Mate Listo ja in Argentinien, wo an jeder Ecke Heißwasserautomaten herumstehen. Was die ausspucken, muss aber abgekühlt werden.

Man öffne den Aludeckel des Plastik-mate, befeuchte den Inhalt ...

... und bohre die bombilla (ebenfalls Plastik) hinein.

Nun fülle man heißes Wasser in den Styroporbecher, in dem alles steckte, ...

... und verschließe ihn sorgfältig mit seinem Plastikdeckel. Der Becher dient als termo und soll angeblich eine halbe Stunde die Temperatur halten.

Nach gusto Zucker drauf, ...

... Wasser, ...

... und genießen.


Dann wegschmeißen.