Freitag, 30. Mai 2008

Wettrüsten

Der Mercurio druckt heute einen Artikel aus dem Economist über das neue Wettrüsten in Lateinamerika ab. Dass sich die Bruderländer bis zu den Zähnen bewaffnen, ist ein alter Hut, aber jemand wie Hugo Chávez, der gerade zwei Dutzend Suchoi-Kampfflugzeuge und 50 Hubschrauber in Russland gekauft hat – um George Bush zu beeindrucken oder seinen ehemaligen Waffenbrüdern in den venezolanischen Streitkräften etwas Gutes zu tun – fügt dem Szenario eine beunruhigende neue Note hinzu.


In Chile, der Text erinnert dankenswerterweise daran, erhält das Militär qua Gesetz – die Ley Reservada del Cobre – zehn Prozent der Einnahmen aus dem staatlich betriebenen Kupferabbau bzw. -export, um davon Rüstungsgüter zu kaufen. Wenn der Kupferpreis gerade im Keller ist, rufen die Offiziere nach einer verlässlichen Finanzierung. Wird das wichtigste chilenische Exportprodukt aber teuer auf dem Weltmarkt gehandelt, wie es seit geraumer Zeit der Fall ist, nehmen sie ihren Anteil auch gerne mit. Im vergangenen Jahr waren das 1,4 Milliarden US-Dollar.


Davon kann man sich eine ganze Menge leisten: Laut Economist haben die chilenischen Streitkräfte in den vergangenen Jahren 340 deutsche Panzer gekauft, dazu acht Fregatten und zwei Unterseeboote sowie 28 F-16-Jagdflugzeuge. Nur gut, dass es gerade wieder ein bisschen mit dem Nachbarn im Norden kriselt, sonst ließe sich ein solches Arsenal kaum rechtfertigen. Perus Präsident Alan García hat Chile Anfang Mai aufgerufen, die Aufrüstung einzustellen und besser in Armutsbekämpfung zu investieren. Was nicht bedeutet, dass Peru in dieser Hinsicht ein Waisenknabe ist, man hat dort bloß kein Kupfer im Angebot.


Das zu lesen wirkt ziemlich skurril an einem Tag, an dem dieselbe Zeitung (und alle anderen auch) praktisch nur ein Thema kennen: den Unfalltod des Chefs der Carabineros, der uniformierten Polizei Chiles, die seit den Tagen der Junta als vierte Waffengattung zu den Streitkräften gerechnet wird. José Alejandro Bernales, seine Frau und mehrere Begleiter waren am Donnerstag in Panama, wo Bernales an einer Anti-Terror-Konferenz teilnahm, bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. In den panamaischen Medien wird gemutmaßt, dass technische Mängel für das Unglück verantwortlich waren. Für den in den Siebzigerjahren gebauten Helikopter suchte das Militär angeblich Ersatzteile über das Internet.


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