Schon nach wenigen hundert Metern, die man in einem valdivianischen Regenwald - wie im Nationalpark Alerce Andino - zurücklegt, begreift man mehrere Dinge: erstens, weshalb Botaniker so von der Artenvielfalt dieses Ökosystems schwärmen, zweitens, dass man als Europäer inmitten der zu 90 Prozent endemischen Flora zwar gewohnte Formen wiedererkennen, aber kaum eine Spezies identifizieren kann - und, drittens, was die ursprüngliche Bedeutung des Wortes "Dickicht" ist.
Zu beiden Seiten des Weges erhebt sich eine undurchdringliche, schwarzgrüne Wand aus Stämmen, Ästen, Zweigen, die Rohre des colihue-Bambus verfilzen sich mit Totholz voller Moose und Pilze, und wo ein wenig Sonne hereindringt, quellen Farne und die riesigen Blätter der nalca, des chilenischen Riesenrhabarbers, aus dem Unterholz. Auf manchen der ganz großen Bäume scheinen autarke Gemeinschaften zu funktionieren - sie bedeckt ein grünes Fell aus Flechten und Schlingpflanzen, in dem Bromelien und andere Epiphyten nisten. Was fehlt, ist die tropische Schwüle, die man in einem solchen Wald eigentlich erwartet.
Wir kommen aus dem Staunen kaum heraus.
An den Grenzen des Machbaren
vor 1 Woche
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