Beim näheren Hinsehen entpuppt sich die Palme dann schnell als Fake. Die vermeintliche Rinde ist eine bemalte Kunststoffhaut, und oben verbergen die schlaffen Blätter kaum noch den wahren Zweck des getarnten Mastes: Es handelt sich um eine Mobilfunkantenne.
Überall in Chile gedeihen diese Gewächse, und es werden immer mehr. Kein Wunder, immerhin haben nach neuesten Zahlen der Subsecretaría de Telecomunicaciones (Subtel), der staatlichen Telekomunikationsbehörde, neun von zehn Chilenen ein Mobiltelefon – exakt 13.955.022 Stück waren es angeblich Ende März. Im städtischen Umfeld nutzen laut Subtel 87,3 Prozent der Haushalte ein oder mehrere Handys, auf dem Land sind es sogar 94,3 Prozent. Chile ist ein sehr modernes Land.
Aber so wie überall auf der Welt, wo Funkantennen sprießen, regt sich auch hier Widerstand gegen die Masten der drei marktbeherrschenden Anbieter Movistar (Telefónica), Entel PCS und Claro. Die Zeitungen berichten vom wütenden Protest einer Gruppe von Eigentümern in Santiagos Superreichen-Viertel La Dehesa gegen eine Antenne, die auf einem nahe gelegenen Tennisplatz errichtet werden soll (woran der Platzbetreiber nicht schlecht verdienen dürfte), und bei La Serena im Norden haben Hausbesitzer eine einstweilige Verfügung gegen eine Funkpalme erwirkt, deren Baustart wohl nicht von ungefähr mitten in die Sommerferien fiel.
In Puerto Montt dürfte der Protest weniger erbittert ausgefallen sein. Im näheren Umkreis der Palme stehen bescheidene Behausungen, deren Eigentümer weniger Gedanken an den potenziellen Wertverlust ihrer Immobilie verschwenden dürften als daran, ob sie die nächste Stromrechnung pünktlich werden bezahlen können.
Noch mehr phantasievolle Antennenverstecke gibt es hier.
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