Das chilenische Verfassungsgericht hat am Mittwoch einen folgenschweres Urteil gefällt: Es folgte mit knapper Mehrheit (5 zu 4) der Beschwerde einer rechtskatholischen Parlamentariergruppe vom Februar 2007, die den Verkauf der píldora del día después, der „Pille danach“, insbesondere aber deren kostenlose Abgabe durch staatliche Gesundheitseinrichtungen untersagen will. Damit haben die Rechten einen Kampf gewonnen, den sie seit der Zulassung des Medikaments im Jahr 2001 durch die regierende Mitte-Links-Koalition führen.
Die Veröffentlichung des Richterspruchs steht noch aus. Zu befürchten ist, dass auf seiner Grundlage nicht nur die „Pille danach“, sondern sogar die Spirale und orale Kontrazeptiva – also die „normale“ Pille - verboten werden müssten. Wenn's nicht ganz so dick kommt, könnte zumindest die Abgabe der "Pille danach" an staatlichen Polikliniken oder Krankenhäusern ein Ende haben. Betroffen wären nach allen verfügbaren Studien vor allem die armen Chileninnen, die sich ein solches Medikament im freien Verkauf nicht leisten können. Laut Gesundheitsministerium bekommt in den ärmsten Bevölkerungsschichten eine von fünf jungen Frauen unter 20 Jahren ein Kind, am oberen Ende der Wohlstandsskala ist es nur eine von dreißig.
Vertreter der Regierungsparteien haben sich bereits geäußert und prognostizieren einen dramatischen Anstieg ungewollter Schwangerschaften und heimlicher Abbrüche. Der Vorsitzende des chilenischen Instituts für Reproduktionsmedizin ICMER, Horacio Croxatto, der zur „Pille danach“ forscht, hält laut Tercera das Urteil für das „gravierendste Ereignis des laufenden Jahrhunderts“: „Damit hat wieder einmal die Kirche über Wissenschaft und Menschenrechte gesiegt. In Chile wird eine moralische Diktatur errichtet.“
Bislang ist die „Pille danach“ weltweit lediglich in vier Staaten verboten: in Ecuador, Costa Rica, Uganda und den Philippinen. Alles Länder, in denen die katholische Kirche eine wichtige Rolle spielt oder das religiöse Monopol innehat.
Derweil erinnert das Editorial des Llanquihue, unserer Lokalzeitung, an den Besuch von Karol Wojtyła in Puerto Montt vor exakt 21 Jahren. Am 4. April 1987 flog der damalige Papst für einen Vier-Stunden-Besuch ein, schipperte durch die Bucht, las eine Messe auf der Uferpromenade und bekam dafür später ein eigenes Museum - das einzige in der Stadt. Durch seine Visite habe seine Heiligkeit so viel Liebe und Zuneigung für die Puertomontinos bewiesen, schreibt das Blättchen, dass es höchste Zeit sei, an der Stelle, wo seinerzeit der Altar stand, ein Denkmal für Johannes Paul II. zu errichten.
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