Roberts Gastgeber Douglas Tompkins ist ein Mensch, an dem sich in Chile seit Jahren die Geister scheiden. Der 63-jährige US-Amerikaner, der die Mode- bzw. Outwearlabel Esprit und The North Face aufgebaut hat, verkaufte Anfang der 90er-Jahre seine Anteile für einen dreistelligen Millionenbetrag und begann, im Süden Chiles - später auch in Argentinien - riesige Grundstücke aufzukaufen, um sie der ökonomischen Verwertung zu entziehen. Später übernahm das die von Tompkins geleitete Stiftung The Conservation Land Trust, die den so entstandenen Quasi-Nationalpark wiederum vor wenigen Jahren an die chilenische Pumalín-Stiftung überschrieb.
Mit gut 3.000 Quadratkilometern Fläche ist der Park etwa so groß wie der Landkreis Uckermark, hat aber - nichts für ungut, Uckermark! - weitaus spektakulärere Landschaften zu bieten: vergletscherte Andengipfel, unberührten Regenwald, schroffe Fjorde und Meeresufer, an denen sich Seelöwen und Pinguine tummeln. Mitte 2005 wurde Pumalín vom chilenischen Staat offiziell zum Naturreservat erklärt. Pumalín ist ganzjährig öffentlich zugänglich, der Eintritt ist frei. Überlaufen ist es dort trotzdem nie - nicht nur wegen der Ausmaße des Geländes, sondern auch, weil man für die Anreise ein einigermaßen geländegängiges Fahrzeug benötigt und mindestens eine Fähre benutzen muss. Es sei denn, man wird von Tompkins' Cessna abgeholt.
Grundsätzlich macht der Mann alles richtig: Er schützt die Natur, er macht damit, soweit bekannt, keinen Profit, er versucht, seine Begeisterung für eine intakte Umwelt durch den Park weiterzugeben. Für die Menschen, die auf seinen Ländereien leben, hat er nachhaltige Projekte entwickelt, von denen sie leben können - Ökotourismus, Biolandwirtschaft, Vermarktung von handgefertigten Textilien.
Das ist er: Douglas Tompkins (Ausriss: La Tercera)
Man kann das alles aber auch paternalistisch finden. Oder imperialistisch. Oder einfach verdächtig. Immerhin ist Tompkins inzwischen Chiles größter Großgrundbesitzer, und sein Park schneidet das schmale Land in zwei Hälften. Seit der gringo im Land ist, bläst ihm der Wind ins Gesicht - und zwar von allen Seiten. In der Presse, insbesondere der lokalen, ist er nie "der Umweltaktivist", sondern der "Millionär" oder der "Magnat".
Gerade am vergangenen Wochenende hat die Regierung wieder gegen ihn geschossen: Der Mann lebe seit 14 Jahren mit einem Touristenvisum im Land, es sei höchste Zeit für ihn, seinen Status zu klären. Schließlich verfügt das chilenische Ausländergesetz, das Touristen sich ausschließlich zu Zwecken der Erholung, aus sportlichen, gesundheitlichen, familiären oder religiösen Gründen im Land aufhalten dürfen, nicht aber um sich politisch zu betätigen oder etwa Geld zu verdienen. Auslöser der Attacke war möglicherweise ein Interview, das Tompkins dem Diario Financiero gegeben hatte. Darin hatte er der Präsidentin attestiert, in Sachen Naturschutz so gut wie nichts zu unternehmen.
Immerhin bekam Tompkins Unterstützung von etlichen hochrangigen Politikern aus der regierenden Concertación. Sogar der greise Carlos Altamirano, Anfang der Siebzigerjahre Allendes Chefideologe und immer noch graue Eminenz der Sozialisten, äußerte sich und forderte, den gringo "mit aller Entschlossenheit zu verteidigen".
(Hier die verschriftliche Version einer "Kulturzeit extra" über Tompkins.)
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