Man kann über Chiles Presse vieles sagen, auch viel Schlechtes. Die mit Abstand größte Tageszeitung, der Mercurio, ist und bleibt ein rechtes Kampfblatt, und links gegenüber geht es auch selten ohne Dogamtismus (etwa im Punto Final oder gar dem kommunistischen Siglo). Die Fallhöhe zwischen Hauptstadt und Provinz ist enorm, obwohl man das auch aus anderen Ländern kennt. Und es gibt Erfreuliches: die Clinic, die von Außenstehenden meist als "linkes Satireblatt" definiert wird, tatsächlich aber viel mehr zu bieten hat, nämlich sauber recherchierte politische Stücke, gute Reportagen, viel Witz und eine erfrischend libertäre Einstellung. Derweil hat sich die Tercera, die in Zeiten der Diktatur ein mediokres Duckmäuserblatt war, nach dem Wegbrechen mehrerer Konkurrenzerzeugnisse zu einem erfreulich liberalen Journal mit sehr lesenswerten Meinungsseiten entwickelt.
Auf der technischen Seite erstaunt, dass praktisch alle Tageszeitungen als papel digital für jedermann im Internet aufrufbar sind, sprich: komplett und im Printlayout. Das Aufrufen der Seiten in ausdruckbarer Auflösung dauert wenige Sekunden. Zum Kiosk gehen muss man da als Vielsurfer eigentlich nicht mehr.
Auf der Schnittstelle zwischen technischer und inhaltlicher Innovation begeistern mich die kleinen Videoreportagen, die die Tercera auf ihre Homepage stellt. Anfangs wirkt das, was man da anklickt, irritierend roh, fast ungeschnitten (was es natürlich nicht ist). Es gibt keinen Off-Kommentar, nur eingestreutes Interviewmaterial. Manchmal hält die Kamera einfach minutenlang drauf, etwa wenn die Polizei eine der aktuellen Schülerdemos zerschlägt. Oder der Videoreporter begleitet eine Ministerin, die Straßenbauarbeiten in einem Armenviertel begutachtet und sich von den Anwohnern überraschenderweise harsche Kritik an den aus ihrer Sicht völlig unzureichenden Maßnahmen gefallen lassen muss. Man sieht und hört viel Atmosphärisches und bisweilen auch Aussagen öffentlicher Personen, die sie sich besser ein zweites Mal überlegt hätten. Das ist erfrischend subversiv und hat mit rundgelutschten Online-News wenig zu tun.
Auf der Schnittstelle zwischen technischer und inhaltlicher Innovation begeistern mich die kleinen Videoreportagen, die die Tercera auf ihre Homepage stellt. Anfangs wirkt das, was man da anklickt, irritierend roh, fast ungeschnitten (was es natürlich nicht ist). Es gibt keinen Off-Kommentar, nur eingestreutes Interviewmaterial. Manchmal hält die Kamera einfach minutenlang drauf, etwa wenn die Polizei eine der aktuellen Schülerdemos zerschlägt. Oder der Videoreporter begleitet eine Ministerin, die Straßenbauarbeiten in einem Armenviertel begutachtet und sich von den Anwohnern überraschenderweise harsche Kritik an den aus ihrer Sicht völlig unzureichenden Maßnahmen gefallen lassen muss. Man sieht und hört viel Atmosphärisches und bisweilen auch Aussagen öffentlicher Personen, die sie sich besser ein zweites Mal überlegt hätten. Das ist erfrischend subversiv und hat mit rundgelutschten Online-News wenig zu tun.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen