Mittwoch, 4. Juni 2008

Streik

Wenn die diversen Naturkastastrophen gerade einmal nachlassen, machen sich die Chilenen gegenseitig das Leben schwer - wie das eben so üblich ist auf der Welt. Am Montagabend sind die Lastwagenfahrer, besser gesagt: die Lastwagenbesitzer in einen Streik getreten, der eigentlich 48 Stunden dauern sollte, jetzt aber vom Verband der Transportunternehmer auf unbegrenzte Zeit verlängert wurde. Mit der Arbeitsniederlegung und teilweise auch mit Straßenblockaden soll eine Senkung des Diesel-Preises erzwungen werden, der in den vergangenen Wochen auch in Chile historische Höhen erreicht hat und mit dem Benzin gleichzieht. "Wir arbeiten nur noch für die Tankstellen", maulen die transportistas.

Auf der Panamericana stapeln sich die Laster. Ausriss: El Llanquihue

Tatsächlich hat die Regierung in Santiago bereits Hilfe zugesagt: Die Einzahlung von einer Milliarde US-Dollar in den nationalen Kraftstoff-Stabilisierungsfonds soll den Liter Diesel von derzeit 650 Pesos (etwa 87 Eurocent) auf 600 Pesos (rund 80 Eurocent) drücken. Das reicht nicht, finden die camioneros, sie verlangen drastische Steuersenkungen. Ihre Streiks sind brisant in Chile, wo die Bahn als Transportmittel eine marginale Rolle spielt und kaum Ausweichrouten neben der Panamericana bestehen. Zur Destabilisierung der Allende-Regierung Anfang der 70er haben die Transportunternehmer entscheidend beigetragen.


In Puerto Montt streiken nicht nur die Lastwagen- sondern auch die Bus- und viele Taxifahrer. Entsprechend fiel der heutige Feierabend-Stau aus, an den Straßenrändern standen Trauben von Menschen im Regen, die nach einer Mitfahrgelegenheit in die Peripherie Ausschau hielten. Besonders grotesk: die Autoschlangen an den Tankstellen, wo man sonst eigentlich nie warten muss. Entgegen den hiesigen Gewohnheiten wollen alle noch einmal den Tank voll machen, bevor auch die Zapfsäulen mangels Nachschub streiken. Und weil das eine self-fulfilling prophecy ist, werde auch ich mich jetzt, zu vorgerückter Stunde, noch einmal auf den Weg zur Tanke machen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen