Von Víctor Jara war hier ja schon kurz die Rede. Gestern hat der Untersuchungsrichter, der die Ermittlungen zum Mord an Jara nach langen Jahren eingestellt hatte, den Fall wiederaufgenommen - offensichtlich auf Druck der Öffentlichkeit und auch vieler Politiker.
Für S. und mich ist Víctor Jara ein Begriff, seit wir angefangen haben, uns für Chile zu interessieren. S. ist mit Jaras Liedern quasi aufgewachsen, ich hatte zumindest die Biografie von Joan Turner, seiner Witwe, gelesen. In Chile ist Jara nach wie vor eine linke Ikone, wenn auch vielleicht für ein inzwischen gereiftes Publikum.
Ich mag viele von Víctor Jaras Liedern, allerdings in der Interpretation anderer Sänger oder Gruppen. Das liegt an meiner ketzerischen Überzeugung, Jara habe einfach keine gute Stimme - näselnd, schmalzig, irgendwie unausgeglichen. Einen Eindruck kann man sich hier verschaffen:
Das Lied "Preguntas por Puerto Montt" ist eines der berühmtesten Protestlieder im Rahmen der Neo-Folklor-Bewegung "Nueva Canción Chilena". Jara klagt darin den Mord an Landbesetzern an, den Polizisten im März 1969 in Puerto Montt verübt hatten. Die Toten gehörten zu einer größeren Gruppe armer Familien, die auf der Pampa Irigoin, einem brachliegenden Gelände im oberen Bereich der Stadt, ihre Hütten errichtet hatten - durch solche tomas entstanden damals viele Armenviertel, die später legalisiert wurden. Obwohl der Eigentümer des Grundstücks die Besetzer offenbar tolerierte, ordnete der christdemokratische Innenminister Edmundo Pérez Zújovic die gewaltsame Räumung an, bei der die Polizei nach allen bisherigen Erkenntnissen auf unbewaffnete, fliehende Menschen schoss.
Pérez Zújovic wurde zwei Jahre später von einem linksextremen Terrorkommando auf offener Straße hingerichtet - als Rache für das Massaker, wie es hieß. Jara soll sich mitschuldig an seinem Tod gefühlt haben, immerhin hatte er ihn in seinem Lied mit vollem Namen genannt und als Urheber des Verbrechens bezeichnet. Heute heißt der chilenische Innenminister wieder Edmundo Pérez, es ist der Sohn des damaligen Amtsinhabers. Ich habe natürlich versucht, die Pampa Irigoin zu finden. An der Stelle, wo das Massaker stattfand, befindet sich heute das Viertel Manuel Rodríguez, arm ist es immer noch. An seinem Rand erhebt sich allerdings der Líder, der größte Super-, nein Hypermarkt der Stadt. In der Musikabteilung kann man vermutlich auch CDs von Víctor Jara kaufen, ich habe das aber nicht nachgeprüft.
Für S. und mich ist Víctor Jara ein Begriff, seit wir angefangen haben, uns für Chile zu interessieren. S. ist mit Jaras Liedern quasi aufgewachsen, ich hatte zumindest die Biografie von Joan Turner, seiner Witwe, gelesen. In Chile ist Jara nach wie vor eine linke Ikone, wenn auch vielleicht für ein inzwischen gereiftes Publikum.
Ich mag viele von Víctor Jaras Liedern, allerdings in der Interpretation anderer Sänger oder Gruppen. Das liegt an meiner ketzerischen Überzeugung, Jara habe einfach keine gute Stimme - näselnd, schmalzig, irgendwie unausgeglichen. Einen Eindruck kann man sich hier verschaffen:
Das Lied "Preguntas por Puerto Montt" ist eines der berühmtesten Protestlieder im Rahmen der Neo-Folklor-Bewegung "Nueva Canción Chilena". Jara klagt darin den Mord an Landbesetzern an, den Polizisten im März 1969 in Puerto Montt verübt hatten. Die Toten gehörten zu einer größeren Gruppe armer Familien, die auf der Pampa Irigoin, einem brachliegenden Gelände im oberen Bereich der Stadt, ihre Hütten errichtet hatten - durch solche tomas entstanden damals viele Armenviertel, die später legalisiert wurden. Obwohl der Eigentümer des Grundstücks die Besetzer offenbar tolerierte, ordnete der christdemokratische Innenminister Edmundo Pérez Zújovic die gewaltsame Räumung an, bei der die Polizei nach allen bisherigen Erkenntnissen auf unbewaffnete, fliehende Menschen schoss.
Pérez Zújovic wurde zwei Jahre später von einem linksextremen Terrorkommando auf offener Straße hingerichtet - als Rache für das Massaker, wie es hieß. Jara soll sich mitschuldig an seinem Tod gefühlt haben, immerhin hatte er ihn in seinem Lied mit vollem Namen genannt und als Urheber des Verbrechens bezeichnet. Heute heißt der chilenische Innenminister wieder Edmundo Pérez, es ist der Sohn des damaligen Amtsinhabers. Ich habe natürlich versucht, die Pampa Irigoin zu finden. An der Stelle, wo das Massaker stattfand, befindet sich heute das Viertel Manuel Rodríguez, arm ist es immer noch. An seinem Rand erhebt sich allerdings der Líder, der größte Super-, nein Hypermarkt der Stadt. In der Musikabteilung kann man vermutlich auch CDs von Víctor Jara kaufen, ich habe das aber nicht nachgeprüft.
noch eine kugel für perez/ gez.rodrigo
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